Ottakringer Brauerei
Beiträge
Café Critique, Jahr 2007

Österreich als Türöffner für die Mullahs

Dezember
2007

Der geplante Milliardendeal der OMV mit dem Iran würde Österreich zum langfristigen strategischen Partner des Mullahregimes in Teheran machen. „Die OMV begegnet ihren Geschäftspartnern auf gleicher Augenhöhe. Schließlich entspricht der Respekt vor Mensch und Umwelt unseren ethischen Prinzipien.“ (...)

Ottakringer Brauerei GmbH

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Rechtsform Gesellschaft mit beschränkter Haftung
ISIN AT0000758032
Gründung 1838 (Braubewilligung 1837)
Sitz Wien (Ottakring), Österreich
Leitung Tobias Frank (seit September 2016) und Harald Mayer (seit 2021)[1]
Mitarbeiterzahl rund 180 (2018)[2]
Umsatz 80 Mio (2018)[2]
Branche Brauerei
Website www.ottakringerbrauerei.at
Das alte Brauhaus von Ottakringer
Eine Ottakringer-Aktie von 1905
Ottakringer Brauerei, 1938
Das Brauereigelände im 16. Bezirk (2021); höchstes Gebäude ist der Darreturm
Das Sudhaus der Ottakringer Brauerei

Die Ottakringer Brauerei ist eine unabhängige Großbrauerei im 16. Wiener Gemeindebezirk, Ottakring.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ottakringer Brauerei wurde vom Müllermeister Heinrich Plank 1837 unter dem Namen Planksche Brauerei eröffnet, nachdem die damalige Grundherrschaft, das Stift Klosterneuburg, 1837 die Braubewilligung erteilt hatte.

Im Jahr 1850 wurde sie von Ignaz und Jakob Kuffner, die zuvor das dortige Brauhaus gepachtet hatten, übernommen. Die beiden bauten den Betrieb zu einer Großbrauerei aus. Innerhalb von zehn Jahren steigerte sich der Ausstoß von 18.318 hl auf 64.183 hl.

Ähnlich anderen Industriellen der Gründerzeit traten auch die Kuffner als Förderer „ihrer“ Gemeinde auf.[3] Ein neuer Gärkeller und größere Lager wurden 1857 in Betrieb genommen. 1878 wurde Ignaz Kuffner vom Kaiser in den Adelsstand erhoben.

Moriz von Kuffner, Sohn Ignaz von Kuffners, erbte 1882 die Brauereianteile seines Vaters und 1891 auch die seines kinderlosen Onkels Jakob. Die Brauerei steigerte den Ausstoß von mehr als 170.000 hl (um 1890) auf über 350.000 hl (1913). 1905 ließ Kuffner sie in eine Aktiengesellschaft umwandeln. Den Ersten Weltkrieg und die Zwischenkriegszeit überstand das Unternehmen relativ unbeschadet.

Im Jahr 1938, in dem Österreich an das Deutsche Reich „angeschlossen“ wurde, war der damals 85-jährige Moriz Kuffner (das Adelszeichen „von“ war 1919 weggefallen) aufgrund seiner jüdischen Herkunft gezwungen, seinen Betrieb zu veräußern. Er wurde um 14 Millionen Schilling (nach heutigem Wert etwa 36 Mio. Euro) an Gustav Harmer, einen Spiritusfabrikanten aus Spillern bei Stockerau, verkauft.[3] Da dieser vom Brauwesen jedoch nichts verstand, holte er sich zur Unterstützung Gerhard Mautner Markhof von der Brauerei Schwechat. Mautner Markhof war ein Jahr lang Mitglied des Verwaltungsrates und Leiter der Brauerei.[4] Harmer wiederum wurde nach dem Zweiten Weltkrieg ebenfalls für zwei Jahre aus dem Betrieb vertrieben. In den Jahren 1949 und 1950 wurden die Erben des 1939 im Zürcher Exil verstorbenen Moriz Kuffner von der Familie Harmer mit rund elf Millionen Schilling abgefunden.

Der Historiker Oliver Rathkolb stellte in seinem Gutachten Restitutionsvergleich – Die Dokumentation eines Falles (Wien, 2000) fest: „In der Gesamtbeurteilung kann festgehalten werden, dass die Familie Harmer sowohl 1938 als auch nach 1945 bestrebt war, eine – unter den Rahmenbedingungen des NS-Regimes – korrekte Abwicklung des durch die Gestapo-Drohungen gegenüber der Familie Kuffner initiierten Verkaufs durchzuführen. Nach 1945 suchte die Familie aktiv Kontakt zum Familienoberhaupt Stephan Kuffner in den USA und strebte eine endgültige Regelung – noch vor Erlassung der Rückstellungsgesetze – an. Und weiter: Es gibt wohl wenige Restitutionsfälle, aber auch Erwerbungen nach der Machtübernahme des NS-Regimes 1938, in denen die bestehenden politischen Rahmenbedingungen zugunsten der Opfer und ursprünglichen EigentümerInnen so extensiv ausgenützt wurden wie im Falle der Ottakringer-Kuffner-Gruppe.“

Nach Kriegsende wurde die Brauerei provisorisch von der sowjetischen Besatzungsmacht verwaltet, ehe es der Familie Harmer gelang, ihren rechtmäßigen Erwerb zu beweisen. 1955 bis 1962 konnte der Bierausstoß von 125.000 auf 236.000 Hektoliter gesteigert werden. 1962 traten Gustav Harmer und sein Schwager Engelbert Wenckheim in das Unternehmen ein und übernahmen gemeinsam schrittweise die Führung.[3]

Im Jahr 1977 trug die Brauerei durch ihren Austritt aus dem Bier-Kartell wesentlich zu dessen Sprengung bei. Das österreichische Bierkartell wurde 1907 als „Schutzverband alpenländischer Brauereien“[5] gegründet und regelte sehr streng, welche Brauerei welches Gebiet beliefern durfte. Seither kann sich jeder Gastronom unabhängig von seinem Standort aussuchen, welchen Bierlieferanten er wählt.

1986 ging die Ottakringer Brauerei AG an die Börse und erwarb die Brauerei Kapsreiter in Schärding. 1989 führte Ottakringer neu entwickelte, grüne Schulterflaschen ein und verzichtete fortan auf die österreichweit genormten braunen Bierflaschen.[6] 1991 kam das alkoholfreie Null Komma Josef auf den Markt (der Name greift einen ostösterreichischen Dialektbegriff auf.) Bereits ein Jahr nach der Einführung wurde es zum Marktführer in seinem Segment.

1995 schied Gustav Harmer als Alleinvorstand der Ottakringer Brauerei aus. Nach seinem Ausscheiden aus der Geschäftsführung führte Gustav Harmer die Harmer Holding, die Kapsreiter Bier und die später hinzugekommene Grieskirchner Brauerei Grieskirchner Bier. Sein Schwager, Engelbert Wenckheim, wurde nach seinem Ausscheiden 1995 zum Alleinvorstand berufen. Als erste österreichische Brauerei setzte man 1997 auf die neuen Drehkorkenverschlüsse. 1999 wurde das Logo der Ottakringer Brauerei neu gestaltet.

Nach fünf Jahren als Alleinvorstand wechselte Engelbert Wenckheim in den Aufsichtsrat der Ottakringer Brauerei AG. In den Vorstand wurden seine Tochter, Christiane Wenckheim, ehemalige Marketingleiterin der Ottakringer Brauerei, und der Controlling-Chef der Ottakringer Brauerei, Siegfried Menz, bestellt.[7] Nach der Umstrukturierung des Konzerns, 2010, stieg Menz zum Vorstand der Ottakringer Getränke auf. Bei der Umstrukturierung wurde die Ottakringer Brauerei AG und die Vöslauer Mineralwasser AG zu Tochtergesellschaften der Ottakringer Getränke AG.[8]

Himbeer-Kracherl der Ottakringer Brauerei

Christiane Wenckheim war alleiniger Vorstand der Ottakringer Brauerei AG, bis sie 2015 – ihrem Vater nachfolgend – von der Hauptversammlung in den Aufsichtsrat der Ottakringer Getränke AG gewählt wurde.[9] Engelbert Wenckheim ist seitdem Aufsichtsratsvorsitzender der Ottakringer Holding AG, der Haupteigentumsholding der Ottakringer Getränke AG. Am 2. März 2015 wurde Matthias Ortner zum Vorstand der Ottakringer Brauerei AG bestellt.[10] Seit September 2016 wird die Ottakringer Brauerei AG durch die Vorstände Matthias Ortner und Tobias Frank (1. Braumeister seit 2012) geführt.[1] Am 20. Dezember 2014 stellte die im Jahr 1318 gegründete und 2000 von Ottakringer als Tochtergesellschaft übernommene Innstadt Brauerei aus Passau ihre Produktion ein. Die Marke Innstadt ging durch die Schließung nicht verloren, sondern wurde von der Passauer Brauerei Hacklberg weitergeführt.[11] Am 16. Juni 2017 gab die Ottakringer-Gruppe bekannt, dass sie ihre verlustbringende ungarische Brauerei Pécsi Sörfőzde Zrt aus Fünfkirchen an zwei ungarische Gesellschaften veräußern werde;[12] der Verkauf wurde 2017 abgeschlossen.

2021 gründete die Brauerei zusammen mit neun anderen Gründungsmitgliedern den „Verein der Unabhängigen Privatbrauereien Österreichs“.

Firmenstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ottakringer Holding AG ist im Besitz der österreichischen Familien Wenckheim, Menz, Trauttenberg und Pfusterschmid und hält rund 88 % an der Ottakringer Getränke AG, 6 % hält die Ottakringer Getränke AG selbst, die restlichen 6 % befinden sich im Streubesitz und werden an der Wiener Börse gehandelt. Mit dem Erwerb von 13,43 % Anteilen der Ottakringer Brauerei GmbH vom niederländischen Bier-Konzern Heineken im Jahr 2009 wurde die Ottakringer Brauerei wieder zu österreichischem Besitz.

2018 hat die Ottakringer Getränke AG wesentliche Beteiligungen an:[13]

  • Ottakringer Brauerei GmbH (Anteil 100 %)
  • Vöslauer Mineralwasser GmbH (Anteil 100 %)
  • Trinkservice GmbH (Anteil 100 %)
  • Del Fabro & Kolarik GmbH (Getränkefachgroßhandel, Anteil 61,8 %)

Das 16er-Blech[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Käsekrainer mit 16er-Blech

Im Wiener Dialekt wird insbesondere bei einer Bestellung beim Würstelstand nach wie vor häufig die Formulierung „A Eitrige, an Bugl[14] und a 16er-Blech“ für „Eine Käsekrainer, ein Brotendstück (in Wien auch Scherzel genannt) und eine Dose Ottakringer Bier“[15] verwendet. Dabei steht die 16 für den 16. Wiener Gemeindebezirk Ottakring und Blech für das Dosenmaterial. Ab 2007 führte die Brauerei einige Jahre eine Dosenbier-Marke 16er Blech im Sortiment.

Hauseigener Brunnen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ottakringer Brauerei schöpft das Brauwasser aus dem hauseigenen Brunnen. Der Brunnen hat eine Tiefe von 118 Metern und ist artesisch.[16] Das Brunnenwasser wird für den ganzen Brauprozess inklusive Abfüllung und Reinigung verwendet. Zudem hat die Brauerei einen Vertrag mit der Stadt Wien, dass im Falle einer Wasserknappheit in Wien das Ottakringer Brunnenwasser in das Wiener Wassersystem eingespeist wird.[17]

Darreturm[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der 41,5 m hohe Darreturm wurde 1907 erbaut, eine achteckige Konstruktion über einem rechteckigen Grundriss von 7,5 m mal 7,5 m. Die Spitze des Turms wird auch „Frosch von Ottakring“, „Ritter von Ottakring“ oder „Dradiwaberl“ genannt. Der Darreturm war bis in die 1980er in Betrieb. Seit 2002 stehen der Darreturm, das Goldfassl-Magazin und das Gebäude des Sudhauses unter Denkmalschutz.

Sponsoring[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Inoffizielles Fanbier 2008

Ottakringer sponserte von 1994 bis 2020 den Wiener Fußballverein SK Rapid.[18]

Zur Fußball-EM 2008 brachte Ottakringer das Inoffizielle Fan-Bier auf den Markt, abgefüllt in über 15 Mio. Flaschen und Dosen, welches als Protest-Bier verstanden wurde, da die EM zwar in Österreich veranstaltet wurde, aber der dänische Carlsberg-Konzern als Sponsor der UEFA die exklusiven Ausschankrechte in den Fanzonen erworben hatte.[19][20][21][22]

Außerdem ist die Brauerei seit 2012 Sponsor der Wiener Eishockey-Mannschaft Vienna Capitals.[23]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ottakringer Brauerei – Sammlung von Bildern und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Braumeister Tobias Frank in den Vorstand gewählt. auf ottakringerbrauerei.at, abgerufen am 16. Oktober 2018.
  2. a b Ottakringer Brauerei AG: Zahlen & Fakten über die Brauerei. Abgerufen am 9. Juni 2020.
  3. a b c Ottakringer. Die Brauerei. Geschichte auf ottakringerbrauerei.at, außerdem Geschichte der Ottakringer Brauerei (Memento vom 4. September 2011 im Internet Archive)
  4. Gerhard - Mautner Markhof. Abgerufen am 12. März 2024 (deutsch).
  5. Conrad Seidl: 35 Jahre Biergeschichte Österreichs: Ein Rückblick auf falstaff.at vom 19. Jänner 2016, abgerufen am 16. Oktober 2018.
  6. Brauereigeschichte mit Genehmigung von Michael Kranewitter auf brauereifuehrer.com.
  7. 175 Jahre Hopfen-Saft aus Ottakring. Text vom 1. Oktober 2012 auf der Website der Wiener Tageszeitung Kurier., abgerufen am 16. Oktober 2018.
  8. Ottakringer Getränke AG - Starker Start des neuen rot-weiß-roten Konzerns auf ots.at vom 24. März 2010, abgerufen am 16. Oktober 2018.
  9. Meldung auf der Website der AG vom 2. März 2015 (nicht mehr aufrufbar).
  10. Matthias Ortner ist neuer Marketing-Vorstand bei Ottakringer: Im Westen soll mehr Bier fließen auf extrajournal.net vom 2. März 2015, abgerufen am 16. Oktober 2018.
  11. Ende einer Passauer Brautradition: Letzter Tag bei der Innstadt-Brauerei auf wochenblatt.de vom 20. Dezember 2014, abgerufen am 16. Juni 2017.
  12. Ottakringer verkauft verlustbringende Ungarn-Tochter auf orf.at vom 16. Juni 2017, abgerufen am 16. Oktober 2018.
  13. ottakringerkonzern.com Webpräsenz der Ottakringer Getränke AG, abgerufen am 3. August 2018.
  14. Brotanschnitt - Buckel. Eintrag in ostarrichi.org - Sprache in Österreich, abgerufen am 14. Februar 2014.
  15. Robert Sedlaczek: Das 16er Blech macht Karriere. Sedlaczek am Mittwoch. In: Wiener Zeitung, 13. März 2007, abgerufen am 14. Februar 2014.
  16. Othenio Abel: Ueber einige artesische Brunnenbohrungen in Ottakring und deren geologische und palaeontologische Resultate. In: Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt. 47. Band, 3. Heft, 1897, S. 479–504 (PDF auf opac.geologie.ac.at).
  17. Der Bierbrunnen der Ottakringer Brauerei: Bier aus Quellwasser auf stadt-wien.at, abgerufen am 16. Oktober 2018.
  18. 20 Jahre Jubiläum: SK Rapid und Ottakringer präsentieren Spezialedition auf 90minuten.at vom 17. Februar 2015, abgerufen am 16. Oktober 2018.
  19. Ottakringer Inoffizielles Fanbier FAN-TASTISCH Vorstellung in PRODUKT Magazin, Ausgabe 03/2008
  20. Das Bier für Fans Artikel auf derStandard.at (Onlineausgabe) vom 28. Mai 2008, zuletzt abgerufen am 28. Mai 2020
  21. Bier: Wie die Brauer am EM Kuchen naschen Artikel auf DiePresse.com (Onlineausgabe) vom 29. Februar 2008, zuletzt abgerufen am 28. Mai 2020
  22. Bier-Eklat bei der EURO Artikel in Österreich (Zeitung) (Onlineausgabe) vom 5. April 2008, zuletzt abgerufen am 28. Mai 2020
  23. Ottakringer offizieller Biersponsor der Vienna Capitals auf vienna-capitals.at vom 10. September 2011, abgerufen am 16. Oktober 2018.

Koordinaten: 48° 12′ 43″ N, 16° 19′ 26″ O