Widerstand, Résistance
Beitræge
Internationale Situationniste, Numéro 10

Le déclin et la chute de l’économie spectaculaire-marchande

mars
1966

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Das ist machbar! Mit der fördernden Mitgliedschaft

FORVM, No. 197/I

Brasilien: Am Rand der Revolution

Mai
1970

Miguel Arraes: Die Erfolge der Stadtguerillas Vorstellung und Empfindung sind zutiefst berührt von den detaillierten Berichten über Brutalität und Gewalt an Hunderten Brasilianern. Ungleich mehr Folterungen und Morde bleiben anonym: jene durch Hunger, Armut, Unterdrückung, Ausplünderung. Dies sind (...)

FORVM, No. 198/II/199

Genet unter schwarzen Panthern

Ein Interview
Juli
1970

Wie kam es, daß Sie zu den „Black Panthers“ in die USA fuhren? Zwei Mitglieder der „Black Panther Party“ haben mich in Paris besucht und mich gefragt, wie ich ihnen helfen könne. Ich glaube, sie dachten, ich könne ihnen in Paris helfen, aber ich sagte: „Das Einfachste ist, wenn ich nach Amerika (...)

FORVM, No. 202/I

Angela

Oktober
1970

Angela Davis wird wegen Mordes und Kidnapping gesucht. Angeblich hat sie hierfür selbst die Waffen gekauft oder zumindest zu deren Kauf den Auftrag gegeben. Entführt wurde Richter Harold Haley, ehe er zusammen mit seinen Entführern von der Polizei niedergeschossen wurde. Dies ist so gut wie alles, (...)

FORVM, No. 249/250

Die kastrierte Gewerkschaft

Ein Lehrstück für Arbeiter und Unternehmer
September
1974

Der Hukla-Konzern ist ein kleiner Multi mit Möbelfabriken in Frankreich, Italien, Österreich, der Schweiz und Japan. Der Hauptbetrieb in Baden-Württemberg hat 4.000 Arbeiter, die österreichische Filiale rund hundert. Die Struktur: von den hundert Arbeitern sind alle Gewerkschaftsmitglieder, vier (...)

FORVM, No. 273/274

An der Graswurzel neu beginnen

Praxis der Basisbewegungen in Lateinamerika
September
1976

In den letzten drei Jahren ist die politische Landkarte Lateinamerikas sehr dunkel geworden: die Morgenröte liberaler Regimes ist der schwarzen Nacht faschistischer Militärdiktaturen gewichen — in 16 von 20 lateinamerikanischen Ländern herrschen Militärdiktaturen. Von Allende (Chile), Juan José (...)

FORVM, Sonne Nr. 3

Aus dem Leben der Taugenichtse

Von Eichendorff bis Zürich
Mai
1981

I. Grün ist, wer bunt ist Die neue Jugendbewegung ist eine Umweltbewegung. Instandbesetzer und Steineschmeißer sind — neben der Wirtschaftskrise — unsere schönste Hoffnung, daß sich die neue vernünftige Ökologie durchsetzt gegen die alte wahnwitzige Ökonomie. Sie ist das Kreislaufmittel für alle (...)

FORVM, No. 329/330

Lebend begraben

Briefe aus dem Gefängnis
Mai
1981

Am 23. Oktober 1979 wurde der tschechische Dramatiker Vaclav Havel wegen Staatsverleumdung zu viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Mit einer aufgeschobenen Strafe von früher macht das fünf Jahre und acht Monate Haft. Havel darf seinen Beruf als Schriftsteller nicht ausüben, er muß in der Zelle (...)

FORVM, No. 347/348

Leben von unten statt Frieden von oben

Dezember
1982

„Ach”, sagte die Maus, „die Welt wird enger mit jedem Tag. Zuerst war sie so breit, daß ich Angst hatte, ich lief weiter und war glücklich, daß ich endlich rechts und links in der Ferne Mauern sah, aber diese langen Mauern eilen so schnell aufeinander zu, daß ich schon im letzten Zimmer bin, und dort (...)

FORVM, No. 397/398

Reicht der gewaltlose Protest?

April
1987

§ 1 Der Verrat Das vorrevolutionäre Stadium unserer aus bloß sentimentalen und symbolischen Scheinhandlungen bestehenden Proteste gegen die Vorbereitung der Totalvernichtung gehört nun wohl der Vergangenheit an. Dieses Stadium der Gewalt — also der Harmlosigkeit, zu verlassen, widerspricht zwar (...)

FORVM, No. 397/398

Lieber Günther Anders!

Offener Brief
April
1987

Erlaube mir, bitte, zu den beiden Artikeln, die Du jetzt über die Gewaltfrage (in „Natur“, Dezember 1986, und im FORVM, Jänner-Februar 1987) veröffentlicht hast, einiges zu sagen, da mich das Gewaltthema seit meinen frühen Jahren nahezu pausenlos verfolgt, von einer Schlageter-begeisterten Knabenzeit (...)

FORVM, No. 401-405

Wider den Maschinensturm

Juli
1987

Gudrun Ensslin ist „... gestorben worden“. So ist es. Gudrun Ensslin hat die Probe auf jenes Exempel erlitten, das uns G. Anders als Novität vorschlägt. Gudrun Ensslin hat die Repersonalisierung der anonymen Machtapparate versucht und ist von ihnen zu Tode gehetzt worden. Deshalb spricht ihr Tod (...)

FORVM, No. 411/412

Meinen Vater soll es nicht gegeben haben?

März
1988

Jüngst stand in einer heimischen Wochenzeitschrift, es gäbe viele Österreicher, die gar nicht glauben, daß es Widerstandskämpfer (während der Nazizeit) gegeben habe. Viele glauben, so hieß es auch, daß jene Verräter gewesen seien. Posthum und stellvertretend für meinen Vater krampfte ein weiteres Mal (...)

MOZ, Nummer 41
Der Obrigkeit eins ausgewischt

Der Kalchgruber

Mai
1989

An einem Maitag des Jahres 1849 traf ein anonymer Brief beim Linzer Statthalter ein: „Die Beamten können den Kalchgruber jetzt ansehen; er liegt auf dem Laden“, hieß es da lapidar. 28 Jahre lang hatten die Behörden den Michael Huemer, nach seinem Hof im mühlviertlerischen Elmberg auch Kalchgruber (...)

MOZ, Nummer 58
Inflationswinter 1920

Wegen Streik geschlossen

Dezember
1990

45 Teile Weizen, 20 Teile Roggen, 35 Teile Mais für die Tage Sonntag, Montag, Dienstag, geben die österreichischen Tageszeitungen am Samstag, dem 4.12.1920 die amtlich festgelegte Brotmischung für die kommende Woche bekannt. Um Abwechslung in den Speiseplan zu bringen, wird das Brot von Mittwoch (...)

FORVM, No. 493/494

FORVM-Suchrätsel

Februar
1995

Postkarte bitte ausschneiden ausfüllen, einsenden Ja, ich beteilige mich am FORVM-Suchrätsel und finde, wir sollten □ die Regierung unterstützen, oder wir werden uns Löschnak & Matzka noch zurückwünschen (Knecht), □ Haider nicht dämonisieren (Thurnher): er wird als Kanzler auch nicht viel (...)

Context XXI, ZOOM 2/1996

Ich kann nicht schnell laufen!

März
1996

1 das über-ich als haustier so wirft man gern den blick auf sich: ritter und ritterin ohne furcht und tadel, mit dem „richtigen“ politischen und moralischen selbstverständnis, bereit, für unsere überzeugungen einzutreten und dafür – nun, sagen wir – unannehmlichkeiten in kauf zu nehmen. dieses bild (...)

Context XXI, ZOOM 4/1998

Kann Gewalt befreiend wirken? Gewalt ist autoritär. Wehrt euch!

Oktober
1998

Dieser Artikel wurde bereits in friedolins befreiung nr. 3/98 erstveröffentlicht und bezieht sich weniger auf eine abstrakte Diskussion als auf reale Mißstände innerhalb der autonomen linken Bewegung. Angesichts der Bitte um Reaktionen gehen wir daher zunächst auch auf die Gewalt-Debatte zwischen (...)

radiX, Nummer 1

Sacco und Vanzetti 1998?

Dezember
1998

Der Wiedergewählte Gouverneur des US-Bundesstaates Pennsylvania will den schwarzen Bürgerrechtsaktivisten und Revolutionär Mumia Abu-Jamal nun endgültig ermorden lassen. Während das Todesurteil gegen die am 27. August 1927 im Bundesstaat Massachusetts hingerichteten Anarchisten Sacco und Vanzetti (...)

radiX, Texte

Die Linke unter austrofaschistischer Herrschaft

 
1999

1. Die Entwicklung zum 12. Februar 1934 Die Entstehung und Machtübernahme des Austrofaschismus in Österreich war kein plötzliches Ereignis, sondern vorläufiger Höhepunkt einer langen Entwicklung die mit der Entstehung der Heimwehren nach dem 1. Weltkrieg begann. Obwohl diese lange eher ein (...)

radiX, Texte

Damit nicht alle TäterInnen straflos ausgehen

 
2000

Buchbesprechung: Nakam. Jüdische Rache an NS-Tätern. (Jim G. Tobias/Peter Zinke: Konkret Literatur Verlag, Hamburg 2000). „Wie die Lämmer zur Schlachtbank“ – diese weitverbreitete Ansicht über die angeblich widerstandslose Vernichtung von sechs Millionen Jüdinnen und Juden, existiert trotz des (...)

Context XXI, Heft 3-4/2000

Adorno statt Protest

Juni
2000

Ein Plädoyer für radikale Kritik, kritischen Pessimismus und allgemeine Emanzipation I. In der derzeitigen Protestbewegung gegen die Regierungsbeteiligung der FPÖ, die sich selbst gerne als Widerstandsbewegung mißversteht, scheint sich alles zu wiederholen, was die Linke nach 1945 in den (...)

Context XXI, Heft 3-4/2000

Alltagspraxis statt Adorno

Juni
2000

Das Rennen ist heute besonders spannend, brumbrum, nachdem drei der Postmodernen in der Haarnadelkurve aus der Bahn geflogen sind, sehen sie hier den unerwarteten Boxenstop einer heute eher enttäuschenden Werttheorie. Brumm, brumm. Werttheorie schafft es bis in die Endrunden, muß sich auf jeden (...)

Context XXI, Heft 3-4/2000

Widerstand im Spektakel

Die Situationistische Internationale
Juni
2000

Finden sich bei der S.I. Anknüpfungspunkte für aktuelle Protestbewegungen? Als ich 1997/98 für das Museum moderner Kunst in Wien eine Ausstellung über die Situationistische Internationale 1957-1972 vorbereitete, machte ich die Erfahrung, daß in Österreich nur wenige die S.I. kannten. Dabei gab es (...)

Context XXI, Heft 3-4/2000

ATTAC — Protest gegen die neo-liberale Globalisierung

Juni
2000

Ausgehend von Frankreich formiert sich eine weltweite Initiative zur Besteuerung internationaler Finanztransaktionen. Daß der internationale Markt immer unübersichtlichere, undurchschaubarere Strukturen entwickelt, wird von vielen als Ursache für die inhumanen Zustände weltweit gesehen, in denen (...)

Context XXI, Heft 5/2000

„Por una educación popular y gratuita!“

September
2000

Mexico, das Land, das ab Dezember 2000 vom früheren Coca Cola-Manager Vicente Fox regiert werden wird, der dem politischen System mit dem Wahlsieg seiner rechtspopulistischen Partei der Nationalen Aktion (PAN) einen bilderbuchmäßigen Demokratisierungsschub bescherte, war in den vergangenen Jahren (...)

Context XXI, Heft 5/2000

Unser schönes Kärnten

September
2000

Im Kernland der FPÖ soll eine „Kulturkarawane gegen Rechts“ politischen Protest ins Land bringen. Blaue Seen, hübsche Berge, malerische Bergbäuerinnen, die kurz vor dem ökonomischen Kollaps noch ein paar Steilhänge mit der Sense mähen, Blondinenwahl im Seehotel, romantische Autobahntrassen über die (...)

Context XXI, Heft 6/2000

Estudiar, aprender, para el pueblo defender!

Oktober
2000

Während die StudentInnen Mexikos versuchen, ihre Bewegung gegen Studiengebühren und Privatisierung wieder aufzubauen, geht die neue Rechtaußenregierung daran, die Privatisierung sowohl der Bildung als auch anderer wichtiger Bereiche voranzutreiben. Dem Süden versprach der neue Premier Vincente Fox (...)

Context XXI, Radiosendungen 2001

Äxte gegen Technokraten

April
2001

Über den nubischen Widerstand gegen den Kajbar-Staudamm.

Context XXI, Heft 3-4/2001

Streiken ist nicht obsolet!

Juli
2001

1977 rief der staatenlose Künstler Gustav Metzger, der zu diesem Zeitpunkt in England lebte, zu einem Art Strike auf. Metzgers Idee war einfach und grundlegend. Sie kann mit Kampfformen der ArbeiterInnenklasse wie der Arbeitsverweigerung verglichen werden. Metzger schlug vor, dass alle (...)

Context XXI, Heft 6/2001

Einfach nur zuviel Disziplin

oder von der Manifestation der Gewalt
November
2001

Denn unter dem Gesichtspunkt der Gewalt, welche das Recht allein garantieren kann, gibt es keine Gleichheit, sondern bestenfalls gleich große Gewalten. (Walter Benjamin, Kritik der Gewalt, S. 58) Vorbemerkung Gewalt, Gewaltverhältnisse gesellschaftlicher, ökonomischer, sexistischer, (...)

Context XXI, Heft 2/2002

Niederlagen des Friedens

Gespräch mit Fernando Qisqinay über die Krise der Linken in Guatemala
Mai
2002

Vor sechs Jahren wurde mit der Unterzeichnung der Friedensverträge der 36-jährige Bürgerkrieg in Guatemala beendet. Die Guerilla gab ihre Waffen ab und wanderte ins Parlament. Heute befindet sich die Lin­ke im Land in ihrer schwer­sten Krise seit der Konter­revolution von 1954. Fernando Quisquinay (...)

Context XXI, Heft 3-4/2002

„Es gibt eine Grenze!“

Interview mit Dan Tamir
Juni
2002

Dan Tamir ist Offizier der israelischen Armee und Mitarbeiter der israelischen Friedensbewegung Yesh Gvul, die 1982 im Zuge der Libanon-Invasion entstanden ist um Soldaten zu unterstützen, die repressive Befehle gegen Zivilisten verweigern. Damals wurden 168 Dienstpflichtige inhaftiert. Seit dem (...)

Context XXI, Radiosendungen 2002

1936/39 Spanischer Bürgerkrieg

Oktober
2002

mit Augenzeugenberichten über den Spanischen Bürgerkrieg nach dem Mililtärputsch 1936 und die Beteiligung der Internationalen Brigaden.

Streifzüge, Heft 3/2002

Gegenrealismus

Oktober
2002

Gesellschaftliche Konflikte sind immer auch Kampf um Begriffe, um die „Definitionsmacht“ über die Art und Weise, wie die Probleme überhaupt wahrgenommen werden. Man könnte auch sagen, dass die Probleme quasi naturwüchsig nach Maßgabe der herrschenden Systemlogik definiert werden. Und eine (...)

Context XXI, Heft 7/2002

Personenkomitee „Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz“

Dezember
2002

Nach 1945 schwiegen sie, mussten sie schweigen. Nun haben sich einige der wenigen noch lebenden Wehrmachtsdeserteure zu einem Personenkomitee zusammengeschlossen, um von der Republik späte Gerechtigkeit einzufordern: “Es ist untragbar: Während ehemalige Nationalsozialisten rasch in die Zweite (...)

Context XXI, Heft 4-5/2003

Die Kinder welcher Revolution?

August
2003

Als im Juli 1999 die Proteste gegen das islamische Regime des Iran ihren Höhepunkt erreichten, wurde deutlich, dass die ReformerInnen unter Präsident Khatami die hohen Erwartungen, die seitens der irani­schen Bevölkerung an sie gestellt wurden, nicht erfüllen konnten oder wollten. Was war passiert? (...)

Context XXI, Heft 6-7/2003

Österreichische jüdische Exilantinnen in der Résistance

Oktober
2003

Der kommunistische Widerstand setzte auf Österreichnationalis­mus. Die Bedeutung der nationalsozialisti­schen Judenverfol­gung wurde dadurch selbst von jüdischen Kämpferinnen lange unterschätzt. 1941 fasst die französische Résis­tance die deutschen, öster­reichischen und deutschsprachigen tschechischen (...)

Context XXI, Heft 6-7/2003

„Tun, was getan werden muss ...“

Frauen, Widerstand, Exil und Verfolgung im Nationalsozialismus
Dezember
2003

Die Rolle von Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus ist lange Zeit ebenso ignoriert worden wie die spezifischen Verfolgungspraktiken gegenüber weiblichen Opfern der NS-Herrschaft. Der Widerstand von Frauen gegen das NS-Regime – in den verschiedensten Formen und aus sehr (...)

Context XXI, Radiosendungen 2004

Das Rätsel der Macht

Manfred Dahlmann über Michel Foucault
Januar
2004

Das Rätsel der Macht Michel Foucaults unfreiwillige Anthropologie von Manfred Dahlmann (aus: BAHAMAS 26/1998) Bezeichnend für das Denken von Foucault ist dessen Leitfaden für das Alltagsleben, den er nach der Lektüre des Anti-Ödipus von Deleuze/Guattari zusammengestellt hat: Befreie die (...)

Context XXI, Radiosendungen 2004

Die versunkene Stadt

Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus, Teil 2
November
2004

Ingrid Strobl, Filmemacherin und Autorin verschiedener Bücher über jüdische Frauen im Widerstand und Antisemitismus referiert über soziale und familiäre Herkunft jüdischer Widerstandskämpferinnen und über ihre Motivation Widerstand zu (...)

Context XXI, Radiosendungen 2004

Die versunkene Stadt

Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus, Teil 3
November
2004

Rita Thalmann, französische Historikerin, spricht über den oft verschwiegenen Beitrag von Frauen in der Résistance. Eine Sendereihe von Context XXI, gestaltet von Mary Kreutzer mit Unterstützung des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des (...)

Context XXI, Radiosendungen 2004

Die versunkene Stadt

Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus, Teil 1
Dezember
2004

In Teil 1 der dreiteiligen Sendereihe spricht Katrin Auer über „Sexualisierte Gewalt gegen Frauen im Nationalsozialismus“.

Grundrisse, Nummer 13

Chronik des fröhlichen Widerstands

März
2005

Der Kapitalismus, der Objekt des Kampfes und der Reflexion und insofern natürlich auch Sinn der Existenz jeder revolutionären Theorie ist, siegte über das sozialistische Modell des Ostens, und das war auch richtig so, denn dieses hatte keinerlei befreiende Wirkung. Der „Sieg“ des Kapitalismus (...)

Context XXI, Heft 3-4/2005

Die „Mörder“ der „Kameraden“

Über die österreichische PartisanInnenphobie und ihre kärntnerischen Auswüchse
Juni
2005

60 Jahre Befreiung meint vor allem in Kärnten „Niederlage“ und in Bezug auf die Erinnerungstra­dition in erster Linie eine Kultivierung faschistoider und antislowenischer Brauchtumspflege. Dies verdeutlicht sich einerseits in der Fortsetzung eines Gedenkens, welches an die vermeintlichen „Opfer“ (...)

Context XXI, Heft 5-6/2005

TUWAT oder TUNIX

Oktober
2005

Sollten da noch einige LeserInnen sein, die bei der Erwähnung links­radikaler Politiken aufmerksam werden (oder bleiben), wäre das erfreulich. Denn mitunter helfen his­torische Vergleiche, um das gegenwär­tige Aktivitätsgefüge und -gerede zu rela­tivieren, z.B. in Fragen der Aneignung und Nutzung von (...)

Grundrisse, Nummer 17
Paolo Virno:

Grammatik der Multitude

Mit einem Anhang: Die Engel und der General Intellect
März
2006

Wien: Turia & Kant, 2005, 188 Seiten, 14 Euro, übersetzt von Klaus Neundlinger Paolo Virnos „Grammatik der Multitude“ untersucht Existenzweisen im Postfordismus Seit einigen Jahren gibt es den Versuch, mit dem Begriff der Multitude — ein Ausdruck, der zunächst einfach „die Menge“ oder „die (...)

Grundrisse, Nummer 22

... auf den Geschmack gekommen – sechs Monate Streik bei Gate Gourmet

Ein Rezensionsessay
Minimol
Juni
2007

Arbeiten oder Streiken? Vom Finanziellen her ist Arbeiten besser – aber vom Arbeiten her: Streiken! streikende Küchenhilfe/Produktionsarbeiterin (Umschlag Rückseite) Die Entscheidung für den Streik war für mich schwer, weil das gegen meine bürgerliche Existenz an sich geht. Von meiner Herkunft her (...)

Grundrisse, Nummer 24

Zentrale RandBewegungen

Zur Konstitution von Gewalt an der Schnittstelle von Geschlecht, Sexualität, Ethnizität
Dezember
2007

Si Adelita quisiera ser mi esposa, Si Adelita fuera mi mujer, Le comparía un vestido de seda Y la llevaría a pasear el cuartel. ... Si Adelita se fuera con otro La seguiría su huella sin cesar, Si por mar en un buque de guerra. Si por tierra en un trén militar ... Si acaso yo muero en campana Y mi (...)

Grundrisse, Nummer 25

Körper. Kommunikation. Konflikt.

Zu Geschichte, Taktiken und Aktionsformen der Tute Bianche und der Disobbedienti in Italien
März
2008

We are invisible but we make ourselves visible and noticeable. Einleitung Die Tute Bianche, („weiße Overalls“) haben spätestens seit den Protesten gegen das IWF in Prag im Jahr 2000 auch internationale Bekanntheit erlangt. In diesem Artikel soll versucht werden, Geschichte, Strategien und (...)

Streifzüge, Heft 44

Wir Teilzeitidioten

Oktober
2008

Drei Jahrzehnte sind Rekord. So lange hat der Glaube und die Hoffnung durchgehalten, die deregulierte und liberalisierte Geldschöpfung mit Bankkrediten und Börsenspekulation werde irgendwann reale Wirtschaft werden, doch noch einmal Substanz bekommen. Nicht dass es keinen neuen Technologieschub (...)

Grundrisse, Nummer 30

Kurze Geschichte des Widerstandes in den Gefängnissen seit 1980

Juni
2009

Die Geschichte der Kämpfe der politischen Gefangenen in der Türkei und Kurdistan hat eine lange Tradition. Die Gefängnisse sind Orte unzähliger Widerstandsaktionen und Hungerstreiks gegen einen repressiven Staat, der gegen jegliche Art von Opposition vorgeht und dabei nicht vor Folter und Mord an (...)

Grundrisse, Nummer 30
Istanbul:

Widerstand im Stadtteil und gegenkultureller Raum

Juni
2009

… Räume können niemals vollkommen kapitalisiert werden. Sie besitzen immer die Eigenschaft, etwas anderes zu werden. K. Gibson-Graham Stadterneuerung in Istanbul Am frühen Morgen des 28. August 2008 begannen die Bulldozer der Stadtverwaltung die Baracken von aus der Stadt Adana stammenden (...)

Grundrisse, Nummer 32

Die „dritte Kraft“

Dezember
2009

Die hier vorliegende journalistische Intervention von S’bu Zikode, des Vorsitzenden von Abahlali baseMjondolo, löste bei ihrem Erscheinen im November 2005 eine landesweite Sensation aus, insbesondere auch aufgrund der Nachdrücklichkeit, in der der Text verfasst ist. Der Ausdruck „dritte Kraft“ (...)

Grundrisse, Nummer 32

Land und Unterkunft

Lebende Politik und lebender Kommunismus
Dezember
2009

Text einer Rede von S’bu Zikode im Diakonia Council of Churches am Forum für ökonomische Gerechtigkeit im Jahr 2008. Der Text wurde für die vorliegende Ausgabe gekürzt. Ich wurde gefragt, zu den brennenden Themen von Land und Unterkunft etwas zu sagen. Ich wurde nur eingeladen wegen der Stärke der (...)

Grundrisse, Nummer 34
Papadopoulos, Dimitris; Stephenson, Niamh; Tsianos, Vassilis:

Escape Routes

Control and Subversion in the Twenty-first Century
Mai
2010

London: Pluto Press, 2008, 320 Seiten, Euro 24,99 Antonio Negri sieht in „Escape Routes“ einen Werkzeugkasten in den Händen der Multitude (Klappentext). Ob das wirklich stimmt, müssen die zukünftigen „unwahrnehmbaren“ Bewegungen zeigen. Auf jeden Fall ist es eine Beschreibung des postoperaistischen (...)

Grundrisse, Nummer 36

Jenseits des post-autonomen Tellerrandes: Die Notwendigkeit einer neuen linken Organisierung

Subjektiver Bericht & Appell
November
2010

Die 1990er Jahre verbrachte ich größtenteils in einer trotzkistischen K-Gruppe, war in antifaschistischen Initiativen und ansonsten im Aufbau der jetzt aber wirklich stärksten der Parteien neuen Typs engagiert. Inzwischen war aus dem kleinen Angestellten ein Philosophiestudent geworden, (...)

Streifzüge, Heft 51
2000 Zeichen abwärts

... des guten geschmacks ...

Aramis
März
2011

aber ich gehöre ja zu jenen alten menschen, die schon bevor sie alt wurden, jede hoffnung auf eine „besserung“ der menschlichen verhältnisse, mit AUSSICHTSLOS zu beantworten pflegten. mein leben im abseits, auf selbst geschaffenen inseln spricht für sich. die büchse der pandora enthielt die hoffnung (...)

Grundrisse, Nummer 40

Pascal Jurt im Gespräch mit Diedrich Diederichsen

Dezember
2011

Vor gut einem Jahr erschien das gerade mal hundertseitige Pamphlet „Der kommende Aufstand“ vom “Unsichtbaren Komitee”. Kaum ein Buch sorgte in jüngster Zeit für so einen Wirbel. Der Bestseller war innerhalb kürzester Zeit vergriffen und wurde im deutschsprachigen Feuilleton erstaunlich wohlwollend (...)

Streifzüge, Heft 57

Bewegungen?

Strategische Thesen zur Bilanz einer fetischisierten Form
März
2013

Die sozialen Errungenschaften haben immer wieder nur ein schon im voraus feststehendes Ergebnis bestätigt und ihre Siege waren immer die der Ware. (Raoul Vaneigem, Das Buch der Lüste) In den folgenden Überlegungen geht es um eine grobe historische Verortung sozialer Bewegungen. Unsere (...)

Streifzüge, Heft 73

Nein, statt ja aber …

Was ist los?
Juli
2018

Das könnte eine gute Frage sein. Vorausgesetzt man beantwortet sie nicht vorschnell dahingehend, dass derzeit eine falsche Politik betrieben wird. Alles scheint eine Frage der adäquaten Intervention zu sein, als ob es nur darauf ankomme, welche „andere“ Politik anstatt der herrschenden (...)

Streifzüge, Jahrgang 2020

Gegenwelten?

September
2020

Ich habe die Demonstrationen vom 29. August in Berlin eingehend verfolgt. Mehrheitlich, so der erste Eindruck, nahmen daran Menschen eines solchen Habitus teil, an deren Seite ich oft selbst mitzog, so bei Demos gegen den Irak- und andere Kriege, gegen Rechtspopulismus und zuletzt bei der große (...)

FORVM, Philosophie im Kontext

Gewalt und Politik bei Günther Anders und Hannah Arendt

Vortrag an der Tagung „Technik – Macht – Gewalt. Günther Anders und die Politik / das Politische“, Freiburg 16.–18. November 2017
September
2021

Dieser elfte der zweiundzwanzig Beiträge konfrontierte am zweiten Tag präzise das Tagungsthema. Günther Anders’ späte Thesen zur Gewalt hatten dem beinahe Neunzigjährigen fast ausschließlich heftigen Widerspruch, Schelte und die Verdächtigung als senil eingetragen. Er selbst konstatierte schmunzelnd, (...)

Websites
Context XXI, Gruppen & Organisationen

TOP B3rlin | Theorie Organisation Praxis

Dabeisein ist nicht alles — Ohne radikale Kritik ist Praxis nichts als Aktivismus. Der »Sprung ins Reich der Freiheit« setzt den selbstreflexiven Bruch mit dem sozialdemokratischen Heilsversprechen ebenso voraus wie jenen mit dem Glauben an einen historischen Automatismus, demzufolge der (...)

Der Rechtsanwalt Mohandas Karamchand Gandhi (hier 1906) kämpfte mit friedlichen Mitteln für die Rechte der indischen Minderheit im britischen Südafrika und führte später Indien in die Unabhängigkeit vom Britischen Königreich.

Als Widerstand wird die Verweigerung des Gehorsams oder das aktive oppositionelle Handeln gegenüber der Obrigkeit oder der Regierung bezeichnet.

Dabei ist es zunächst von nachgeordneter Bedeutung, ob die Machthaber, gegen die Widerstand geleistet wird, die Herrschaft legal, legitim oder aber illegal ausüben. Bewertungen wie „gerechtfertigter Widerstand“, Ziele und Mittel des Widerstands, moralische und rechtliche Belange setzen einen Betrachter-Standpunkt voraus: es kommt darauf an, von wem, an welchem Ort und zu welcher Zeit die Bewertung vorgenommen wird. Der Widerständige wird den Widerstand immer anders bewerten als der, gegen den sich der Widerstand richtet. Letzterer aber ist in der Regel die „Obrigkeit“, die gleichzeitig die Definitionsmacht über Recht und Gesetz innehat. Widerstand befindet sich entsprechend außerhalb der gesetzten Ordnung.

Hintergrund und Abgrenzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Widerstand als Form der gesellschaftlichen und politischen Auseinandersetzung ist in der politischen Kultur Europas schon seit der Antike verankert. In fast allen Gesellschaftsformen bestand oder besteht ein Konsens, dass Widerstand in bestimmten Fällen notwendig und legitim sein kann. In konkreten Fällen gehen die Meinungen darüber zuweilen auseinander.

Widerstand ist von der Revolution abzugrenzen, weil er nicht grundsätzlich auf die Neuformierung der gesellschaftlichen Ordnung abzielt. So kann unter Umständen die Wiederherstellung eines alten Rechts oder einer aufgehobenen Rechtsordnung das zentrale Anliegen sein. Dennoch kann eine als Widerstand begonnene Bewegung in einer Revolution münden.

Ziele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von der Zielsetzung her unterscheidet man:

  1. den Widerstand, der gegen das als ungerecht empfundene politische Handeln einer legalen, legitimen oder anerkannten Obrigkeit gerichtet ist und auf die Wiederherstellung des Status quo ante (lat.: der vorherige Zustand), d. h. des Rechts, zielt,
  2. den Widerstand, der sich gegen die Form der Herrschaft richtet und auf die Beseitigung bzw. Absetzung[1] einer Person (siehe auch Amtsenthebung), einer Obrigkeit, einer Regierung oder eines illegalen Regimes gerichtet ist.

Formen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die anonyme Aktivistengruppe Anonymous begründete eine neue Form des politischen Widerstands, die erst durch das Internet möglich wurde.

Die Formen des Widerstands sind unterschiedlich und hängen in hohem Maße von den herrschenden gesellschaftlichen Verhältnissen und Regeln ab. So wird zum Beispiel unterschieden zwischen passivem und aktivem Widerstand, wobei Ersterer den gewaltlosen Widerstand, Zweiterer den militanten, gewaltsamen Widerstand meint.

Formen des Widerstands sind beispielsweise die innere Emigration, ziviler Ungehorsam, gewaltloser Widerstand, Spaßguerilla, direkte Aktion und gewaltsame Auseinandersetzungen mit der Obrigkeit oder der Staatsmacht. Der Fall des gewaltsamen Widerstands stellt für die Ausübenden zumeist ein ethisches Dilemma dar. Bertolt Brechts Gedicht An die Nachgeborenen beschreibt dieses Dilemma mit dem Satz: „Ach, wir, die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit, konnten selber nicht freundlich sein.“ Eine extreme Form des gewaltsamen Widerstandes stellt der Terrorismus dar.

Widerstand kann sowohl individuell, kollektiv oder hierarchisch organisiert sein. Die Organisation des Widerstands in und durch Gruppen wird als Widerstandsbewegung bezeichnet.

Widerstand in rechtlicher, alltäglicher und soziologischer Betrachtung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Widerstandsrecht im Grundgesetz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Widerstandsrecht nach Artikel 20 Absatz 4 des Grundgesetzes verbürgt jedem Deutschen das Recht, gegen jedermann Widerstand zu leisten, der es unternimmt, die im Grundgesetz verankerte freiheitliche demokratische Grundordnung außer Kraft zu setzen.

Widerstand als Alltagsbegriff[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Weiter Begriff: Widerstand ist der Angriff auf Macht- und Herrschaftsverhältnisse, er richtet sich also vor allem gegen den Staat, gegen Regierungen, gegen jede Form von Autorität. In dieser Definition ist jegliche Form des Nicht-Handelns gegen Staat und Autorität, von Steuerhinterziehung bis Terrorismus, enthalten.
  2. Allgemeiner Begriff: „Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht“. Diese Bertolt Brecht zugeschriebene Parole wurde Anfang der 1970er Jahre in der Anti-AKW-Bewegung gegen das geplante Kernkraftwerk Wyhl populär. Der Satz wurde aufgrund seiner allgemeinen Bedeutung von den verschiedensten sozialen Bewegungen, aber auch von der NPD, der Werbebranche oder dem Bund der Steuerzahler angewendet.
  3. Individueller Begriff: Widerstand ist das Aufbegehren der Un-Mächtigen gegen die Mächtigen, mit einer Utopie für eine gerechte Gesellschaft, an der sich auch die eigenen Handlungen messen lassen müssen. In dieser Definition stehen die individuellen Utopien von gerechter Gesellschaft und die Moral eines Jeden einer allgemeinen Fassung des Begriffs entgegen.

Widerstand im Völkerrecht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Völkerrecht gelten Kriterien wie ein fortwährender bewaffneter Kampf, Widerstand von Staaten oder zwischenstaatlichen Organisationen (z. B. der Vereinten Nationen) gegen eine Annexion und vor allem der fortlaufende Wille der Bevölkerung des gefährdeten Staates als maßgeblich für deren Nichtigkeit. Da Österreich nach diesen Maßstäben nach dem „Anschluss“ an das nationalsozialistische Deutschland 1938 keinen Widerstand leistete, nehmen deutsche Staatsrechtler an, dass seine Staatlichkeit zu dieser Zeit „erloschen“ war. Gleiches gilt für Abessinien nach seiner Niederlage im Krieg gegen Italien 1935/36 und die baltischen Staaten 1940 nach ihrer Besetzung durch die Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg.[2]

Im Unterschied dazu wurde etwa im besetzten Polen effektiv Widerstand geleistet und polnische Verbände beteiligten sich an Kampfhandlungen gegen deutsche Soldaten, weshalb die Staatengemeinschaft von einer Fortexistenz des polnischen Staates 1939–1945 ausgeht und selbiger nicht als ausgelöscht gilt.[3]

Widerstand als kulturtheoretischer Begriff[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Paul Willis, englischer Soziologe und Vertreter der Kulturtheorie bezeichnet Widerstand als Unzufriedenheit gegen die alltäglichen und die herrschenden Verhältnisse. Er stellt dies am Beispiel männlicher Jugendlicher aus der Arbeiterklasse dar: Die Jugendlichen lehnen sich gegen die als ungerecht empfundenen Lebensumstände auf. Die Schule ist dabei die Institution, die in der angeblich klassenlosen Gesellschaft suggeriert, die Arbeiterkinder können die Arbeiterklasse verlassen, wenn sie sich bemühen. Doch diese lehnen Schule ab, lehnen sich gegen die herrschenden Bedingungen und die vorherrschenden Ideologien auf. Ihr kultureller Rahmen leugnet, dass Bildung für Arbeiter eine Perspektive bringt, und ihre Situation bestätigt dies, sie ist erfahrene Chancenlosigkeit. Die Jugendlichen greifen dabei das System nicht als solches an, sie fordern nicht ihre Chancengleichheit, kämpfen nicht für die Durchsetzung ihrer langfristigen Interessen. Stattdessen entwickeln sie Gegenstrategien, um ihre Situation zu bejahen, zum Beispiel indem sie ihre Männlichkeit durch Sexismus und Rassismus aufwerten und sich dem Bildungssystem verweigern. So richten sie sich mit ihren ursprünglich widerständigen Strategien in dem herrschenden System ein. Ihr Widerstand wird zur eigenen Beschränkung – sie lernen nichts und ändern ihre Situation nicht.[4]

Widerstand im philosophischen Diskurs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Michel Foucault: Widerstand als Gegenpol zur Macht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Michel Foucault erklärt Widerstand als Gegenpol zur Macht. Machtverhältnisse können nur durch eine Vielfalt von Widerstandspunkten existieren, diese sind im Machtnetz präsent sowohl als Gegner wie auch als Stützpunkte, als Einfallstore oder Zielscheiben.

„Darum gibt es im Verhältnis zur Macht nicht den einen Ort der Großen Weigerung – die Seele der Revolte, den Brennpunkt der Rebellionen, das reine Gesetz des Revolutionärs. Sondern es gibt einzelne Widerstände: mögliche, notwendige, unwahrscheinliche, spontane, wilde, einsame, abgestimmte, kriecherische, gewalttätige, unversöhnliche, kompromissbereite, interessierte oder opferbereite Widerstände, die nur im strategischen Feld der Machtbeziehungen existieren können. […] Und wie der Staat auf der institutionellen Integration der Machtbeziehungen beruht, so kann die strategische Codierung der Widerstandspunkte zur Revolution führen.“[5]

Antonio Gramsci: Widerstand als revolutionäre Utopie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Antonio Gramsci bezeichnet Widerstand als revolutionäre Utopie, die dadurch wächst, dass sie durch die Subjekte in die Köpfe der Menschen und in die Gesellschaft getragen wird: als Kampf um Hegemonie in der Zivilgesellschaft, als Verknüpfungszentren im Ensemble ihrer Verhältnisse. Grundlage dabei ist Gramscis Theorie vom bewusst handelnden Menschen, die er aus Karl MarxThesen über Feuerbach entwickelt hat. Aus der Wechselbeziehung zwischen menschlichem Bewusstsein und gesellschaftlicher Praxis geht das Individuum eine Teilhabe an Organismen ein, derer er sich tätig bewusst ist. „Daher kann man sagen, dass jeder in dem Maße selbst anders wird, sich verändert, in dem er die Gesamtheit der Verhältnisse, deren Verknüpfungszentrum er ist, verändert, wobei unter Umwelt das Ensemble der Verhältnisse zu verstehen ist, die jeder einzelne eingeht.“

Die Individuen erlangen ihre Identität durch ihr Handeln, indem sie sich in, aber auch mit ihren Verhältnissen bewegen, die Widersprüche darin aufnehmen und sich dazu verorten. Die kapitalistische Gesellschaft ist von Hegemonie durchdrungen, wodurch es einer Klasse gelingt, die Einzelnen in Abhängigkeitsverhältnissen zu verorten. Dies geschieht in erster Linie nicht über Zwang, sondern über eine Art gesellschaftliche Autorität, die die Individuen in zentrale Strukturen und Institutionen bindet und sie somit in Zustimmung zur herrschenden Ordnung verhält. Der Raum dieser Zustimmung ist die vermeintlich außer-herrschaftliche Sphäre, deren Hauptfunktion es ist, den Konsens der Unterdrückten mit den Werten der herrschenden Klasse zu gewährleisten. Dies ist die Zivilgesellschaft, die einerseits das Gleichgewicht der Hegemonie erhalten muss, in einer stetigen Reproduktion der Zustimmung, und zudem zum Ort des Kampfes um Befreiung wird.

Der Widerstand, der der Kampf um Hegemonie ist, braucht „die Herzen und die Köpfe“ der Individuen: Die Subjekte sind der Ausgang der Veränderung, auf der Grundlage des bewusst handelnden Menschen. Aber ebendies heißt auch, dass die Individuen auf die Kollektivität angewiesen sind, um in den Prozessen ihrer Handlungen Widersprüche aufzudecken und Kritikfähigkeit zu entwickeln, in dem Sinne, dass sie die Verknüpfungszentren im Ensemble ihrer Verhältnisse sind.[6]

Pierre Bourdieu: Widerstand als kollektiver Prozess[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pierre Bourdieu hat Widerstand recht praktisch definiert: Widerstand entsteht dann, wenn die Konkurrenzkämpfe überwunden werden zugunsten von Kämpfen, die die herrschende Ordnung in Frage stellen: durch reale, effektiv mobilisierte Kräfte, praktische Klassen, die kollektiv und öffentlich im sozialen Feld zu agieren beginnen.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Komplexität des Problems gesellschaftlicher und politischer Widerstand und seine enorme Bedeutung für die Entwicklung der europäischen Rechtsordnung bringen es mit sich, dass zu diesem Thema eine große Zahl Bücher erschienen ist. Das spiegelt die für einen Enzyklopädieartikel sehr ausgedehnte Bibliographie wider.

  • de Benedictis, Angela (Hrsg.): Wissen, Gewissen und Wissenschaft im Widerstandsrecht (16.–18. Jahrhundert), auch unter dem ital. Titel: Sapere, coscienza e scienza nel diritto di resistenza (XVI–XVIII sec.) (= Studien zur europäischen Rechtsgeschichte, 165). Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-465-03280-2.
  • Cardauns, Ludwig: Die Lehre vom Widerstandsrecht des Volks gegen die rechtmäßige Obrigkeit im Luthertum und im Calvinismus des 16. Jahrhunderts (Vorwort von Arthur Kaufmann). Darmstadt 1973 (Erstveröffentlichung Bonn 1903).
  • Eberhard, Winfried: Monarchie und Widerstand. Zur ständischen Oppositionsbildung im Herrschaftssystem Ferdinands I. in Böhmen. München 1985 (= Veröffentlichungen des Collegium Carolinum, 54).
  • Friedeburg, Robert von (Hrsg.): Widerstandsrecht in der frühen Neuzeit. Erträge und Perspektiven der Forschung im deutsch-britischen Vergleich. Berlin 2001 (= Zeitschrift für historische Forschung, Beiheft 26), ISBN 3-428-10629-6.
  • Kaufmann, Arthur: Vom Ungehorsam gegen die Obrigkeit. Aspekte des Widerstandsrechts von der antiken Tyrannis bis zum Unrechtsstaat unserer Zeit. Vom leidenden Gehorsam bis zum zivilen Ungehorsam im modernen Rechtsstaat. Heidelberg 1991.
  • Quilisch, Tobias: Das Widerstandsrecht und die Idee des religiösen Bundes bei Thomas Müntzer. Gleichzeitig ein Beitrag zur Politischen Theologie. Berlin 1999 (= Beiträge zur politischen Wissenschaft, 113), ISBN 3-428-09717-3.
  • Quin, Eckehard: Personenrechte und Widerstandsrecht in der katholischen Widerstandslehre Frankreichs und Spaniens um 1600. Berlin 1999 (= Beiträge zur politischen Wissenschaft, 109), ISBN 3-428-09413-1.
  • Scheible, Heinz (Hrsg.): Das Widerstandsrecht als Problem der deutschen Protestanten 1523–1546. Gütersloh 1969 (= Texte zur Kirchen- und Theologiegeschichte, 10).
  • Suter, Andreas: Regionale politische Kulturen von Protest und Widerstand im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit. In: Geschichte und Gesellschaft, 21 (1995), S. 161–194.
  • Wolgast, Eike: Die Religionsfrage als Problem des Widerstandsrechts im 16. Jahrhundert. Heidelberg 1980 (= Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Phil.-hist. Kl. 1980/9).
  • Kurt Wolzendorff: Staatsrecht und Naturrecht in der Lehre vom Widerstandsrecht des Volkes gegen rechtswidrige Ausübung der Staatsgewalt. Breslau 1916 (= Untersuchungen zur Deutschen Staats- und Rechtsgeschichte, 126).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Viktor Cathrein: Moralphilosophie. Eine wissenschaftliche Darlegung der sittlichen, einschließlich der rechtlichen Ordnung. 2 Bände, 5., neu durchgearbeitete Auflage. Herder, Freiburg im Breisgau 1911, Band 2, S. 693–699 (Absetzung und Notwehr).
  2. Georg Dahm, Jost Delbrück, Rüdiger Wolfrum: Völkerrecht, Bd. I/1: Die Grundlagen. Die Völkerrechtssubjekte, 2. Auflage, de Gruyter, Berlin 1989, S. 143 f. (abgerufen über De Gruyter Online).
  3. Oliver Dörr, Die Inkorporation als Tatbestand der Staatensukzession, Duncker & Humblot, Berlin 1995, S. 345.
  4. Paul Willis: Spaß am Widerstand. Gegenkultur in der Arbeiterschule, Frankfurt am Main 1982.
  5. Michel Foucault: Sexualität und Wahrheit, Bd. 1: Der Wille zum Wissen. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1977, S. 117.
  6. Antonio Gramsci, Philosophie der Praxis. Gefängnishefte 10 u. 11, Hamburg 1995.