Streifzüge, Heft 48

Medieninhaber und Herausgeber: Kritischer Kreis – Verein für gesellschaftliche Transformationskunde
Offenlegung: Der Medieninhaber ist zu 100 Prozent Eigentümer der Streifzüge und an keinen anderen Medienunternehmen beteiligt. Grundlegende Richtung: Kritik und Perspektive
Redaktion (zugleich Mitglieder des Leitungsorgans des Medieninhabers): Andreas Exner, Lorenz Glatz, Severin Heilmann, Franz Schandl, Martin Scheuringer, Ricky Trang, Maria Wölflingseder, Petra Ziegler; Covergestaltung: Isalie Witt; Layout: Françoise Guiguet
Transformationsrat: Christoph Adam (Santiago de Compostela), Dora de la Vega (Cordoba, Argentinien), Peter Klein (Nürnberg), Paolo Lago (Verona), Neil Larsen (Davis, USA), Massimo Maggini (Livorno), Stefan Meretz (Berlin), † Pichl Peter (Wien), Erich Ribolits (Wien), Salih Selcuk (Istanbul), Gerburg Vermesy (Hamburg), Ulrich Weiß (Berlin)
Copyleft: Alle Artikel der Streifzüge unterliegen, sofern nicht anders gekennzeichnet, dem Copyleft-Prinzip: Sie dürfen frei verwendet, kopiert und weiterverbreitet werden unter Angabe von Autor/in, Titel und Quelle des Originals sowie Erhalt des Copylefts.
Druck: H. Schmitz, 1200 Wien

Einlauf

Was hat Freundschaft mit „magazinierter Transformationslust“ zu tun, dass sie zum Schwerpunktthema dieser Nummer der Streifzüge geworden ist? Zu sagen, dass dieses Thema im heutigen Theoriebetrieb bei den Überlegungen zu gesellschaftlicher Emanzipation besondere Aufmerksamkeit fände, wäre schlicht lächerlich. Eher schon klingt das Wort heute nach Mädchen, die von ihrer „besten Freundin“ schwärmen, oder nach Männern bei Bier und Schnaps. Es kam daher nicht unerwartet, dass es diesmal kaum Textangebote (...)

Beitræge

Organisieren?

Ein kleiner Aufruf zur Erhebung

3

Vielleicht gibt es ja nach vielen Jahren wieder einmal die Möglichkeit, sich über die kleinen Zirkel hinaus zu organisieren. Sollte dem so sein, gilt es diese Chance zu nutzen. Sollte dem nicht so sein, stehen wir nachher nicht schlechter da als vorher. Hier soll nun nichts vorweggenommen, (...)


2000 Zeichen abwärts

Sollbruchstelle

4

Ich trenne mich. Nach Jahren. Attac und ich, wir scheiden in Freundschaft, wie das so schön heißt und wie sich das gehört. Verbunden hat die Auflehnung gegen die Zumutungen des globalen Kapitalismus. Deren Wurzel war Kern des Konflikts. Die Trennung war absehbar. Was schmerzt, sind die fehlenden (...)


Freundschaft!

Zwei Anrisse für eine Perspektive auf Frieden und Freiheit

6

0. Etymologische Vorbemerkung Weil ich meine Großmutter regelmäßig besucht, ihr zugehört und ihre Fragen beantwortet habe, hat sie mich ihren „Freund“ genannt. Das schien mir ungewöhnlich, aber die Etymologie gibt ihr recht: Freund ist ein Mittelwort der Gegenwart und hat eine indogermanische Wurzel (...)


Fremder. Gastfreund. Feind*

9

Ich beginne mit dem merkwürdig schillernden und in seiner Herkunft äußerst zwiespältigen deutschen Wort Gast. Vom Gast nehmen wir normalerweise an, dass er der gern gesehene ist, der, den wir geladen haben, auf den wir vorbereitet sind, dessen Erscheinen zu einem Fest wird. Aber dieser Gast fordert (...)


Ein Freund, ein guter Freund

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Notwendig, d.h wichtig wäre für mich eventuell ein wackerer Freund, obschon ich die Freundschaft für unausführbar halte, weil sie eine zu schwierige Aufgabe zu sein scheint. Speziell hierüber würde es allerlei zu reflektieren geben … Robert Walser, Der Räuber Es gibt offenbar zwei Formen, Freundschaft (...)


Liebe und Freundschaft

Soll Liebe nicht verkümmern, braucht sie Freunde, die sich um sie kümmern

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Liebe und Freundschaft wider Willen Liebe und Freundschaft werden gern in einem Atemzuge genannt und gleichgesetzt. Von „Chaostheoretikern“ z.B., die die Natur nicht mehr länger als Chaos verstehen wollen, das des menschlichen bzw. göttlichen Subjekts bedarf, um in Ordnung zu gehen. Das Chaos, für (...)


2000 Zeichen abwärts

Dialektik der Freundschaft

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Der Kapitalismus macht keine Gefangenen. Er lässt „kein anderes Band zwischen Mensch und Mensch als das nackte Interesse, als die gefühllose ‚bare Zahlung‘“ (Kommunistisches Manifest). Das Gegenüber zählt nur, solange es sich im Tausch als ebenbürtig erweist. Taugt es nicht dafür, kann es mir (...)


Michèle Bernstein:

All The King’s Horses

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The book everyone interested in the Situationists has heard about, but no one has actually read, is finally available in English. Like most parts of Situationist history the origin of this book is hidden in myth and selfhistorification. The story goes that it was solely written to fill the SI’s (...)


Vakanzen der Freundschaft

Wegzeichen wider die Unfreundlichkeiten des Lebens

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O meine Freunde, Freunde gibt es nicht! (Aristoteles) Freund und Freundin kann heute schon alles Mögliche heißen. Sie kommen und gehen, vergehen und verlaufen sich. Hier wird nun eine aufgeladene Bestimmung vorgenommen, die auch in emanzipatorischer Absicht tauglich sein soll. I. Man trifft (...)


Macht Macht Machtlos

Freundschaft und Macht – Plädoyer für die Auflösung einer Mesalliance

23

Es ließe sich denken, dass jeder gesellschaftliche Körper seinen Zusammenhang über ein „Bündel von Machtbeziehungen“ (Foucault) konstituiert. Sieht man sich in der Welt, in der wir leben, um, so erscheint dies zutreffend. Die Frage nach dem Warum erübrigt sich, möchte man an diese Verhältnisse als (...)


FreundInnen

25

Segensreiche Entleiblichung der Interaktion Freunde sind das Salz in der Ursuppe des Lebens. Ohne meine Freunde wüsste ich nicht, dass meine Frisur an einen totgefahrenen Frosch gemahnt. Dass Tschäcki Lugners Neuer im Sternzeichen und vom Gesicht her Ratte ist. Dass meine Hose backbords auch (...)


Pichl Peter (1934-2010)

27

Am 6. März ist unser Freund und Transformationsrat Peter Pichl gestorben. Oder besser Pichl Peter wie er sich zu nennen und zu unterschreiben pflegte. In seinem früheren Leben ist er mal Zeichenprofessor an einem Wiener Gymnasium gewesen, nun war er schon viele Jahre in Pension und lebte in einer (...)


Capitalism in Emergency

Profit ohne Wachstum?

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Von Merkel bis Sarkozy will man, dass alles beim Alten bleibt. Weil’s aber schlicht nicht so bleiben kann, wie’s ist, muss man adaptieren. Da kommt die Wachstumskritik gerade recht. Die Krise bricht aus der Sicht der Lohnabhängigen und Kapitalisten wie ein Naturereignis über die Gesellschaft (...)


Dead Men Working

Wer arm ist, soll schweigen

30

Das „Europäische Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung“ wurde proklamiert. Den Wortlaut dieser Verkündigung muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Jetzt soll es plötzlich eine „Anerkennung des Rechts der von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffenen Menschen auf ein Leben in (...)


Was heißt „décroissance“?

Ein nüchterner Blick auf einen interessanten Vorschlag

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Es ist eine üble Sitte, die sich auch in der radikalen Linken immer weiter ausbreitet (nicht nur in der etablierten, die aus dieser Praxis schon einen Lebensstil gemacht hat), über Fragen und Probleme zu streiten, ohne zu wissen, worüber man eigentlich redet. Für diese Mentalität ist es oft (...)


2000 Zeichen abwärts

Ferngesteuert

33

„Der Fortschritt ist nicht aufzuhalten!“ Dieses Sätzchen erlangt angesichts von Autos, die nicht mehr zu bremsen sind, eine neue Bedeutung. Menschen rasen in den Tod, weil die Technik versagt. Die Bremsen bremsen nicht, weil die Gaspedale hängen geblieben sind, heißt es in den Nachrichten. Das ist (...)


Mattersburger Kreis (Hg.):

Solidarische Ökonomie zwischen Markt und Staat

Gesellschaftsveränderung oder Selbsthilfe?

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Journal für Entwicklungspolitik 2009/3, Wien: Mandelbaum Verlag, 2009, 120 Seiten, 9,80 Euro Die Krise des Kapitals lässt die Linke merkwürdig kalt. Nicht viel mehr als Altbekanntes wird da ventiliert: wir zahlen nicht, wir wollen Arbeit, der Staat soll sozial sein. So wichtig Abwehrkämpfe sind, (...)


Immaterial World

Kritische Psychologie

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Schon mehrfach war in der Kolumne von dem Menschen die Rede, dem gar die Gesellschaftlichkeit als Natureigenschaft zugeordnet wurde. Die Formulierung der gesellschaftlichen Natur des Menschen ist kein rhetorischer Trick, um zwei eigentlich unverbundene Sphären zusammenzubringen, sondern wörtlich (...)


Marx’ Kritik am Gothaer Programm

Oder: Kein Weg aus dem Kapitalismus

36

Auf die Marxsche Kritik am Gothaer Programm der Sozialdemokratie von 1875 bezogen sich die Theoretiker der „sozialistischen“ Warenproduktion positiv und zwar zu Recht. Die Annahme einer Übergangsgesellschaft, in der auf dem Weg ins „Reich der Freiheit“ noch Kategorien der Warenproduktion und des (...)


Christa Wichterich:

Gleich – gleicher – ungleich

Paradoxien und Perspektiven von Frauenrechten in der Globalisierung

37

Christa Wichterich hat ein neues Buch vorgelegt, in welchem sie den aktuellen Stand der Debatte zur feministischen Globalisierungskritik im deutschsprachigen Raum, deren Kennerin sie wie kaum eine zweite ist, darstellt. Feministische Globalisierungskritik wendet sich einerseits gegen die (...)


2000 Zeichen abwärts

„Alles Leben ist Chemie“

38

„Sie war auf Prozac“. – „Wer nicht?“ – Dialog vor einer Leiche in der Gerichtsmedizin (in der TV-Serie CSI Miami). Antidepressiva sind kein Indiz mehr. Die WHO erwartet, dass Depression in den nächsten Jahren „zur häufigsten Erkrankung nach Krebs und Herz-Kreislauf-Problemen“ wird. Allein in Österreich (...)


Rückkopplungen

Die dritte Pille

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There is something real in the illusion, more real than in the reality behind it. Slavoij Žižek Das Kino zeigt nicht einfach nur Fiktionen der Wirklichkeit, sondern erzeugt mit seinen Erzählungen zugleich die Wirklichkeit, die es abbildet. Es mag uns über die Wirklichkeit täuschen und mit (...)


Petition für eine „Kritische & Solidarische Universität – KriSU“

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Die soziale, ökologische und wirtschaftliche Krise der gegenwärtigen Gesellschaft macht „business as usual“ zu einer Drohung. Arbeitslosigkeit und Armut werden zunehmen, der Klimawandel ist kaum mehr zu bremsen, die Wachstumswirtschaft stößt an ihre Grenzen. Die Universität hat diese Entwicklungen (...)

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