Heft 1-2/2005

Medieninhaber: Bureau № 2 — Agentur für Kommunikation und Information
Herausgeberin: LICRA-Österreich (Internationale Liga gegen Rassismus und Antisemitismus)
Redaktion: Katrin Auer (koordinierende Redakteurin, Lektorat), Erik Fürst (Layout), Manfred Gmeiner, Judith Götz (Abo-Verwaltung), Heide Hammer (Radio), Günter Hefler, Markus Kemmerling, Jens Kornacker (Internet, Radio), Mary Kreutzer, Eva Krivanec, Karin Lederer (Lektorat), Heribert Schiedel, Alexander Schürmann-Emanuely (geschäftsführender Redakteur), Thomas Schmidinger, Jutta Sommerbauer, Birgitt Wagner, Markus Zingerle (Radio) RISSE: Nicole Burgermeister, Alexander Hasgall, Lilo König, Nicole Peter, Alex Schärer, Bea Schwager
Titelgraphik: no*signal
Hersteller: Resch druck & grafik, 1150 Wien
Offenlegung: Der Medieninhaber ist zu 100% Eigentümer, von sonst nichts und sonst niemand; Leitungsorgan ist die Redaktion; grundlegende Richtung: Kritik
Context XXI ist Mitglied der VAZ — Vereinigung alternativer Zeitungen und Zeitschriften

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Diese Ausgabe der Context XXI ist den Entwicklungen im Irak gewidmet. Es ist uns gelungen, irakische AutorInnen zu gewinnen, die von verschiedenen Standorten — etwa als in Österreich lebende Exil-IrakerInnen — und von verschiedenen Perspektiven — wie zum Beispiel als persönliche Kommentare und Lebensgeschichten — ihre Sicht auf den Irak, seine Vergangenheit und Gegenwart schildern.
Außerhalb des Themenschwerpunktes Irak setzen wir die Auseinandersetzung mit dem Christentum fort, diesmal (...)

Beitræge

Kein wildes Kurdistan

Eine Fotoreportage

4

Eine Reise in den kurdischen Nordirak eröffnet nicht nur den Blick auf eine traumatische Ver­gangenheit, sondern erlaubt auch ein optimistisches Bild für die Zukunft des Irak. Bei über vierzig Grad Celsius stehen Menschen­schlangen stundenlang unter der prallen Sonne vor dem türkischen Zollamt. (...)


Kindheit unter Saddam Hussein

8

Im Jahr 1973 kam ich als zweitgeborener Sohn eines relativ gut situierten Ehepaares in Bagdad auf die Welt. Sowohl mein Vater als auch meine Mutter waren damals berufstätig und es mangelte uns an nichts Wesentlichem. Ich tollte in unserem Garten herum, war stolzer Besitzer eines Bonanza-Rades (...)


Szenen zweier Frauen aus dem Irak

10

Zwei Exil-Irakerinnen berichten über die Entwicklung der Lage der Frauen im Irak und ihre persönlichen Erlebnisse. Beginnend mit den 30er Jahren drangen im Irak immer mehr Frauen an die Universitäten, fanden Zugang zur Beschäftigung und auch zu höheren Po­sitionen und Ämtern. Sie genossen damit (...)


Fassungslos

12

Ursprünglich wollte ich an dieser Stelle über meine ganz persönliche Familiengeschichte berichten. Unsere Vergangenheit, unsere Erlebnisse unter dem Regime Saddam Husseins, unsere Erinnerungen an Folter und Mord, an Verlust und Leid, wollte ich an dieser Stelle niederschreiben. Dies sollte (...)


Der Tyrann und der Warlord

Der Irak zwischen „failed state“ und beginnendem „nationbuilding“

14

Die Warlordisierung nach dem Sturz des Ba’th-Regimes im Irak zeigt wie eng totalitärer Staat und Staatszerfall verbunden sind. Aus den rivalisierenden Banden, die die iraki­sche Ba’th-Partei vor ihrer Machtergreifung darstellten, wurden nach dem Zerfall ihrer Macht wieder rivalisierende Banden. (...)


„Ausbildung von diplomatischem und politischem Personal“

Interview mit Albert Issa

19

Wie bewerten Sie die Maßnahmen der irakischen Übergangsregierung seit dem 28. Juni 2004, als der Irak seine Souveränität erhielt? Bisher ist es ja noch nicht gelungen das Land zu sta­bilisieren. Der Irak hat keine demokratische Tradition und ist seit der Staatsgrün­dung 1921 das Zentrum von Gewalt (...)


Taliban in Falluja

20

In der zentralirakischen Stadt Falluja zeigten die salafitischen Islamisten welche Gesellschaft ihnen vorschwebt. Die Stadt Falluja mit einer Viertelmillion Einwoh­nerInnen liegt westlich von Bagdad an einem wichtigen Kreuzungspunkt nach Syrien und Jorda­nien. Die Stadt ist umgeben von einem (...)


Islamistischer Terror in Mosul

Zur aktuellen Situation von Yeziden im Irak

22

Ein Aufenthalt in Mosul im Oktober 2004 gewährte mir Einblicke in die Situation von religiösen und ethnischen Minderheiten und deren Terrorisierung durch Radikal-Islamisten und hinterließ einen zutiefst pessimistischen Eindruck. Ich kann die verzweifelten Gesichtsausdrücke der Mosulis nicht (...)


Nimsawi, die Österreicher — Geschenke aus Europa

24

Eine der schlimmsten Waffen, unter denen die iranische und die irakische Bevölkerung leiden musste, hieß „Nimsawi“. Ein Dankeschön an Österreich. Meine Begegnung mit Österreich beginnt in Halabja an der iranisch-irakischen Grenze zu Beginn der 80er Jahre. Der Iran attackierte damals irakische Dörfer (...)


Frauenkörper und der „afrikanische Brauch“

FGM im Irak

25

Obwohl die irakische Gesellschaft gemeinhin nicht für die Verbreitung weiblicher Genitalverstümmelung bekannt ist, machte eine neue Studie von Wadi deutlich, dass diese Praxis zumindest regional in einigen Teilen Irakisch-Kurdistans weit verbreitet ist. Während Tarafa Baghajati und (...)


Wer die Wahl hat ...

... und seine Stimme abgibt, nimmt Stellung

26

Es ist der Morgen des 30. Januar, Wahltag im Irak. Seit 12 Stunden darf sich kein Privatfahrzeug mehr auf den Stra­ßen bewegen. Jeder Polizist in der Region ist im Einsatz, die Wahllokale sind aus Angst vor Selbstmord­attentaten herme­tisch abgeriegelt. Auch hier, im kurdischen Nordirak, der im (...)


„Wir sind noch keine vollständig funktionierende Demokratie ...“

Ein Gespräch mit Naushirwan Mistefa Emin (PUK)

29

[(Naushirwan Mistefa Emin gilt als Stellvertreter Jalal Talabanis und damit als zweitwichtigster Mann der Patriotischen Union Kurdistans (PUK). In der 1975 als Parteienfront gegründeten Bewegung hat­te er nach der Ermordung von Shaswar Celal 1978 die Führung der Komele, der „Liga der Werktätigen“ (...)


Offen für die besten Argumente?

Über die Kultur des Argumentierens im Irak nach den Wahlen

31

Die Ende Jänner abgehaltenen Wahlen im Irak sollen ausschlaggebend sein für die Bildung ei­nes Übergangsparlaments. Dieses Parlament hat die Aufgabe eine Übergangsregierung zu wählen und eine ständige Verfassung für das Land zu entwerfen. Da­nach soll über den Verfassungsentwurf eine Volksab­stimmung (...)


Ein richtiger Weg, aber ...

34

Die irakische Linke betrachtet die Wahlen zum Übergangsnationalrat mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Die Freude über die hohe Beteiligung wird nur vom Wahlergebnis getrübt. Dass im Irak nach 35 Jahren ba’thistischer Diktatur überhaupt erstmals freie Wahlen durchgeführt werden konnten, (...)


Historische Schritte auf dem Weg der Befreiung

35

Positive Entwicklungen existieren im befreiten Irak ebenso wie der tägliche Terror. In der Zeit des Umbruchs im Irak sind auch positive Perspektiven auszumachen und Verbesserungen zu erkennen. Neben der alltäglichen Terrorgewalt und den Todesopfern sollte dieser Entwicklung mehr Auf­merksamkeit (...)


Stellungnahme von Context XXI zum tätlichen Übergriff auf eine proisraelische Veranstaltung

36

Bereits im Jahre 2003 ist es bei einer Veranstaltung in Wien zum Gedenken an das Novemberpogrom von 1938 zu Übergriffen seitens der Gruppe Sedunia gekommen. Schon damals störten sich deren antiimperialistische GesinnungsgenossInnen wenig an der Idee, eine Veranstaltung gewaltsam zu stören, die (...)


Von Paulus zu Luther

Der Protestantismus und die Erneuerung des Glaubens

37

Zweiter Teil einer psychoanalytisch orientierten Kritik des religiösen Antisemitismus. Nachdem im ersten Teil zunächst das Christentum oder die christliche Ideologie, die ihrem Wesen nach narzisstisch (antisemitisch) ist, und dann insbesondere der Katholizismus im Zentrum der Kritik gestanden (...)


Von Namibia nach Auschwitz?

Die Genozidforschung scheint deutschen Traditionen auf der Spur

40

Kolonialhistoriker stellen an Hand des Völkermords an den Herero und Nama einen Zusammenhang zwischen kolonialem Genozid und Holocaust her — und sehen keinen Unterschied zwischen Rassismus und Antisemitismus. Angesichts der expliziten Vernichtungsabsicht der deutschen „Schutztruppe“ während des (...)


Hanoucca à la Tchèque

Tschechien ist anders

42

Die jüdischen Gemeinden in Prag bemühen sich seit 1989 an eine breite Öffentlichkeit zu ge­hen und verzeichnen dabei einige Erfolge. Das Jüdische Museum und die Überlebenden-Organisation Theresienstädter-Initiative arbeiten eng mit Schulen zusammen, organisieren Lehrer/innen/seminare, deren (...)


Helvetia humana?

Vom Beitrag der schweizerischen Politik zur Festung Europa

45

Seit 10 Jahren sind die „Zwangsmassnahmen im Ausländerrecht“ in Kraft, mit denen sichergestellt werden soll, dass die Schweiz möglichst wenigen Flüchtlingen Asyl gewähren muss. Ein Rückblick. Das Bild, das die Schweiz von sich am liebsten präsentiert, ist die (angeblich) heile Alpenwelt der „Heidi“. (...)


Zum Geleit

Er geht mir ab, und je älter ich werde, desto mehr

47

Es war bei einer Einladung im Frühjahr 1962, als ich ihn zum ersten Male traf. In der Wohnung des ehemaligen Burgtheaterdirektors Josef Gie­len, dem Schwager des Pianisten Eduard Steuermann, bei dem der junge Adorno im Jahre 1925 in Wien sein Klavierspiel perfektionierte, während er zur gleichen (...)


Über Widerstand und Regenschirme

Drei Empfehlungen

48

Der diesjährige Theodor Kramer Preis für Schreiben im Widerstand und im Exil geht an einen meiner Lieblinge: an Georg Stefan Troller. Er schrieb das sehr autobiographische Drehbuch zu Axel Cortis Trilogie „Wohin und Zurück“. Die drei Filme gehö­ren wohl zu dem, was mich vom Bildschirm herab am meisten (...)


Und es gibt ihn doch!

48

In Ljiljana Radonic „Die friedfertige Anti­semitin“ wird das Modell eines weiblichen autoritären Charakters aktualisiert. Die Kritik an Freuds Weiblichkeitstheorie stellt in der Diskussion rund um Geschlechterverhältnisse keine Neuheit dar. Ebenso bekannt ist der Vorwurf, dass Adornos Modell des (...)


Der Feminismus und sein Anderes

49

Auch in Bettina Stötzers Buch über antirassistischen Feminismus gibt es einige „blinde Flecken“. Antirassistische Perspektiven im Femi­nismus weiterzuentwickeln: Dieses Ziel verfolgt Bettina Stötzers Untersuchung In­Differenzen. Ausführlich und kenntnisreich legt die Autorin die Entwicklungslinien der (...)


Widerstand vom Himmel

50

Um die NS-Vergangenheit in ihrer ganzen Tiefe und Tragweite aufdecken zu können, hat Peter Pirker, der He­rausgeber dieses Buches das Motto „Gra­be, wo du stehst“ in die Tat umgesetzt und ein historisches Dokument veröffentlicht, das nicht nur für die regionale Geschichtsschreibung Kärntens, sondern (...)

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