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Das Leben ist für uns zu einer endlosen Serie von Wettbewerben geworden. Der Wettbewerb ist so präsent, dass wir nicht einmal mehr über ihn nachdenken oder ihn gar infrage stellen: Niemand zerbricht sich darüber den Kopf, was es wirklich heißt, wenn man sich ständig in Situationen wieder findet, in (...)
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Ob wir wollen oder nicht, wir sind nicht nur populistisch zugerichtet, sondern auch populistisch ausgerichtet. Was denn sonst? Der Unterschied liegt lediglich darin, dass einige das auch wissen und vielleicht sogar reflektieren, während die allermeisten es bloß handhaben. Weder die negative (...)
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Der Titel ist Programm – denn zunächst zielt „Vorne ist verdammt weit weg“ auf Ortsbestimmung: über oben und unten, über vorne und hinten und auch über Voranschreiten und Zurückgelassen-Werden. Wer in der Geschichte vorne, ganz vorne ist, wird in dem Streifen nicht so wirklich klar. Umso deutlicher (...)
Demokratie als Form
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„,Menschen ohne Welt‘ waren und sind diejenigen, die gezwungen sind, innerhalb einer Welt zu leben, die nicht die ihrige ist; einer Welt, die, obwohl von ihnen in täglicher Arbeit erzeugt und in Gang gehalten, ,nicht für sie gebaut‘ (Morgenstern), nicht für sie da ist; innerhalb einer Welt, für die (...)
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2007 jagte der Dax noch von einem Allzeithoch zum nächsten. Inzwischen haben die Auswirkungen der US-Immobilienkrise die Frankfurter Börse erreicht. Der Dax verzeichnete den höchsten Tagesverlust seit der Asien-Krise von 1998. Die Turbulenzen waren absehbar, und die Reaktionen sind es auch. (...)
„Gegen Börsenungeziefer“
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Den Kollegen, die dieses Transparent durch die Stadt trugen, war, so ist zu unterstellen, gar nicht bewusst, was sie da gemalt hatten. Sie wollten sich doch nur gegen die Zumutungen wehren. Aber tief im Innern der Erniedrigten, Verlassenen und Verächtlichen schlummern Ressentiment und (...)
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Kein Patriarchat ohne Käuflichkeit von Sex. Traditionell ist Prostitution eher ein Job für Unterschichten. Besser gestellte Frauen konnten und können sich für Trauschein und Anteil am Vermögen verkaufen – und damit den traurigen Stoff für romantische Märchen aus Hollywood weben. Mit der Ausdehnung des (...)
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Immer mehr Dinge des täglichen Lebens werden nur noch denen gewährt, die dafür bezahlen. Ein neuer exemplarischer Fall ist seit kurzem in der 9000-Seelen-Gemeinde Dörentrup im lippischen Bergland (Nordrhein-Westfalen) zu verzeichnen. Seit einiger Zeit wird dort aufgrund von städtischen Finanznöten (...)
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Innerhalb weniger Jahre etablierte sich das Handy zum selbstverständlichen, kaum mehr wegzudenkenden Gegenstand des Alltags. Viele Menschen, nicht nur schmalschenkelige Hotelerbinnen, weichen kaum mehr von der Seite dieses Laut gebenden Begleiters (weil: läuten tun ja nur noch die wenigsten (...)
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Ein Vater spielt die zentrale Rolle in der Geschichte Das Urteil, dies Urteil nämlich wird von einem Vater gesprochen. Er lässt es ergehen gegen seinen Sohn Georg Bendemann, einen jungen Kaufmann, mit dem er sein Geschäft schon längere Zeit gemeinsam führt. Zu Beginn der Erzählung, „an einem (...)
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RFID ist die Abkürzung von Radio Frequency Identification. Es handelt sich um eine Funktechnik zur kontaktlosen Erkennung von elektronischen Chips. Mit Hilfe von speziellen Lesegeräten können solche Funkchips auf eine bestimmte Entfernung ausgelesen werden – unabhängig davon, worauf oder worin sie (...)
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Das Buch „Das Geschlecht des Kapitalismus“ (2000) von Roswitha Scholz lud nicht gerade zur Diskussion ein. Seine scharfen Abgrenzungen provozierten entsprechende Reaktionen. Im Argument 244/2002 stellt Frigga Haug fest, dass Scholz‘ Kritik an marxistisch-feministischen Theorien vor allem auf die (...)
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„Uns älteren Repräsentanten dessen, wofür der Name Frankfurter Schule sich eingebürgert hat, wird neuerdings gern der Vorwurf der Resignation gemacht. Wir hätten zwar Elemente einer kritischen Theorie der Gesellschaft entwickelt, wären aber nicht bereit, daraus die praktischen Konsequenzen zu ziehen“, (...)
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Kinder sind Mangelware – und das in einem ganz unmetaphorischen Sinn, wie die Bemühungen, dem Mangel abzuhelfen, beweisen, die zunehmenden Werbekampagnen fürs Kinderkriegen und Kinderhaben, die Fernsehspots und Reklametafeln, die, statt Autos, Waschmittel und Süßigkeiten zu plakatieren, fröhliche (...)
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Es soll ja wirklich Menschen mit der Auffassung geben, Armut fange erst mit dem Hunger an. Aber selbst solche müssen inzwischen der Aussage zustimmen, dass in Deutschland die Armut um sich greift. Seitdem im Januar 2005 die Hartz-IV-Gesetze in Kraft getreten sind, können Lehrer immer häufiger von (...)
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Von Zeit zu Zeit machen sie ein wenig von sich reden, die „Brotunruhen“ in verschiedenen Ländern der so genannten Dritten Welt. Ob in Mexiko, Jemen, Mauretanien, Usbekistan, Senegal, Pakistan oder Indonesien – die Polizei prügelt Hungerdemonstranten. Diese melden mit ihren Umzügen und (...)
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Den originellsten Beitrag zur österreichischen Innenpolitik der letzten Monate lieferte die Parteijugend der Wiener Grünen. In revolutionärem Eifer ließ die GAJ ein Plakat drucken, das den stimmigen Slogan der Gemeinde Wien gegen Hundekot „Nimm ein Sackerl für mein Gaggerl“ in ein „Nimm dein Flaggerl (...)
