Heft 7-8/2001 — 1/2002

Medieninhaber: Bureau № 2 — Agentur für Kommunikation und Information
Herausgeberin: Arbeitsgemeinschaft für Wehrdienstverweigerung, Gewaltfreiheit und Flüchtlingsbetreuung; LICRA — Österreich (Internationale Liga gegen Rassismus und Antisemitismus)
Redaktion: Roland Atzmüller, diE nOt, Manfred Gmeiner, Heide Hammer (Radio), Markus Kemmerling, Robert Kogler, Marianne Kreutzer, Eva Krivanec (koordienierende Redakteurin), Stefan Künz (Internet-Ausgabe), Stefanie Mayer, Markus Pinter, Thomas Schmidinger, Alexander Schürmann-Emanuely (geschäftsführender Redakteur), Jutta Sommerbauer (Internet-Herausgeberin), Markus Zingerle (Radio), Robert Zöchling (em. Redakteur), Markus Blümel (Radio) und Eva Hruby (Radio)
Titelgraphik: Anna Mitterer
Layout: Beate Schneider
Hersteller: Resch & Vana, 1150 Wien
Offenlegung: Der Medieninhaber ist zu 100% Eigentümer, von sonst nichts und sonst niemand; grundlegende Richtung: Kritik, insbesondere Gewalt- und Herrschaftskritik
Context XXI ist Mitglied der VAZ — Vereinigung alternativer Zeitungen und Zeitschriften.

UnterstützerInnen

  • Gefördertes Sonderprojekt der Österreichischen HochschülerInnenschaft — Bundesvertretung
  • Gefördertes Sonderprojekt der HochschülerInnenschaft an der Universität Wien

HochschülerInnenschaft der Technischen Universität Wien • Fakultätsvertretung — Human- und Sozialwissen­schaften der Universität Wien • Fakultätsvertretung — Geistes- und Kulturwissenschaften der Universität Wien • Fakultätsvertretung — Technische Naturwissenschaften und Informatik der TU Wien • Fachschaft Informatik — TU Wien • Fachschaft Architektur — TU Wien • GPA StudentInnen • DÖW — Dokumentationsarchiv des Öster­reichischen Widerstandes • LICRA — Ligue Internationale Contre le Racisme et l’Antisémitisme • GRAS — Grüne und Alternative StudentInnen • VSStÖ — Verband sozialistischer StudentInnen Österreichs • KSV — Kommuni­stischer StudentInnenverband • Ökoli — StudentInnen • SJ — Sozialistische Jugend • SJ Wien • GAJ Wien — Grün Alternative Jugend • BSA — Bund Sozialdemokratischer Akademiker • BSA — Medienberufe

Liebe Leserin, lieber Leser!

Man kann ruhig sagen, daß das Reich der Gedanken jenem Reich aufs Haar ähnelt, in dem es entsteht. B.Brecht: Me-ti/Buch der Wendungen
In die Eingangshalle des Hauptgebäudes der Wiener Universität wurde 1923 eine Büste, Siegfriedskopf genannt, gestellt. Dieser Kopf wurde im Zeichen menschenverachtender Haltungen wie Rassismus und Antisemitismus, und des diese Haltungen kultivierenden Rechts­extremismus errichtet. Der Kopf steht noch immer an seiner Stelle und ist für alle, die ihn noch nicht (...)

Beitræge


Universität und Rechtsextremismus

6

Wie soll das Zusammengehen: hier der Hort von Aufklärung, dort organisierte Unmün­digkeit, hier Wissenschaft, dort Ideologie? Die Selbstwahrnehmung von Universitätsangehörigen steht nicht selten einer Sensibilisie­rung gegenüber Rechtsextremismus im Wege. Historische Phänomene wie Demokratisierung, (...)


Als ich nach Österreich kam. Ein Traum und heute nur mehr ein Alptraum ...

13

Als ich die Grenze nach Österreich überquert habe, hatte ich ein Ziel: Studieren, und als Diplom-Ingenieur in mein Heimatland zurückkehren. Immerhin haben es vor mir ein Onkel und eine Tante geschafft und vor kurzem ihr Studium im Ausland absolviert. 5 Jahre im Ausland — das schafft für mich eine (...)


„als unbegründet abzuweisen“

13

Dieser Text wurde 1999 geschrieben. Er bezieht sich lediglich auf eine Form des — strukturell rassistischen — Ausschlusses und der massiven Benachteilung von ausländischen Studierenden. Aufgrund der Entwicklungen mit Einführung der Studiengebühren und das heißt, der doppelten Studiengebühren für (...)


Studentische Immunität?

18

Einleitendes zum Text von Alex Demirovic Politische Wahlforschungen weisen regelmäßig große Erfolge der FPÖ bei Personen mit niedrigem Einkommen und Bildungsgrad, bzw. ArbeiterInnen aus. Der wachsende Einfluss rechter und rechtsextremer Diskurse in der Bevölkerung wird als Ausdruck des Protests (...)


Politische Orientierungen der Studierenden an hessischen Hochschulen

19

Die im folgenden vorgestellte Untersuchung wurde 1996 abgeschlossen. Die Ergebnisse könnten deswegen veraltet erscheinen. Doch handelt es sich um breit erhobene Daten, die auf grundlegende Muster der Meinungsmilieus unter Studierenden hinweisen. Insbesondere neuere, allerdings nicht so intensive (...)


„Durch Reinheit zur Einheit“

27

Zum deutschnationalen Korporationswesen in Österreich Im Jahreslagebericht 1999 des BM für Inneres heißt es, dass von mehreren österreichischen Burschenschaften „ein unterschwelliger und verklausulierter Rechtsextremismus ausgeht. Die Agitation dieser Studentenverbindungen lässt auch den Versuch (...)


Wehret den Kontinuitäten

Ein Interview

40

Die französische Universität zwischen Vichy-Tabuisierung, Shoah-Verleugnung und Neuer Rechter. Alexander Emanuely: Sie sind als Flüchtlingskind nach Frankreich gekommen und haben als U-Boot überlebt. Sie wa­ren also schon sehr früh auf lebensgefährliche Art und Weise mit dem Rassismus und (...)


„Despertá pueblo hijo de la gran puta!“*

Rassismus und Universität in Guatemala

45

Die Ursprünge von Rassismus in Lateinamerika Die unterschiedlichen Erscheinungsformen von Rassismus in Guatemala sind Teil einer Ideologie, die in ganz Lateinamerika im Zuge des europäischen Kolonisierungsprozesses (Ende des fünfzehnten bis zum ersten Viertel des neunzehnten Jahrhunderts) (...)


Neutralität der Wissenschaft. Neutralität der Weißheit.

Zum Rassismus in der Psychologie

52

Dieser Text ist weniger eine Aufdeckung, als vielmehr eine Geschichte der Verstrickungen, auch meiner eigenen. Ergebnisse psychologischer Forschung und Theoriebildung und die aus ihnen resultierenden Diskurse dienten seit ihren Anfängen vielfach zur Untermauerung und Legitimierung von (...)


Völkerkunde abschaffen!

63

Obwohl die Ethnologie heute oft gegen das Image eines nutzlosen Orchideenstudiums an­zukämpfen hat, entstand auch sie aus einem konkreten Nutzen für das kolonialisierende und missionierende Europa heraus. Die Völkerkunde entstand als Wissenschaft in der Hochblüte des Europäischen Kolonialis­mus. (...)


Kindermanns Hof

63

Warum das Wiener Institut für Theaterwissenschaft in der Hofburg residiert und warum sich niemand darüber wundert. Das „Zentralinstitut für Theaterwissenschaft“ war eine von neun Institutsneugründungen an der Universität Wien in den Jahren 1938 bis 1945, neben einschlägigen Gründungen wie dem (...)


Nachhaltige Wirkungen

Erinnerung an ein gerne vergessenes Buch über eine gerne vergessene Geschichte

70

Anlässlich der „Anschluss“-Gedenkveranstaltungen 1988 fand am Institut für Philosophie in Wien eine Tagung zur Geschichte des Wiener Instituts für Philosophie während des Na­tionalsozialismus statt, die selbst zum Gegenstand heftiger Polemiken und Debatten wurde. Diese sind teilweise im 1993, also (...)


Nationaler Schulterschluss gegen die Erinnerung

Über Aktualität und politische Opportunität von Burgers Philosophie des Vergessens

73

Also, ich bin sicherlich nicht derjenige, der ein Leben lang im Büßer­hemd durch die Welt geht. (...) Warum soll ich mich mit irgendwelchen Ver­gangenheitsproblemen belasten? (Jörg Haider, in: Der Spiegel 5/2000) Reden wir über Wiedergutmachung: Die betrifft nämlich nicht nur die in New York und im (...)


Vom „Kampf um die Erinnerung“ zur Inszenierung eines Medien-Hype

Zur Verortung der „Burger-Debatte“ im „österreichischen Gedächtnis“

81

Der Wiener Philosoph Rudolf Burger hat mit seinem Artikel „Die Irrtümer der Gedenk­politik. Ein Plädoyer für das Vergessen“, der im Heft 2/2001 der „Europäischen Rund­schau“ und wenig später in gekürzter Form in einem Kommentar des „Standard“ veröffent­licht wurde, für Furore gesorgt. Die durchaus (...)


Beteiligung der Wissenschaft am rechten Diskurs

88

1993 wurde in Frankreich ein Appell zur Wachsamkeit von Intellektuellen veröffentlicht, der vor der Vereinnahmung von Wissenschaftern durch die neue Rechte warnt, die versucht durch Einbindung demokratischer Persönlichkeiten in ihre Publikations­organe ihren scheinbaren Wandel, ihre scheinbare (...)


Zur politischen Betätigung eines Professors

88

Dr. Lothar Höbelt, außerordentlicher Professor für Neuere Geschichte an der Universität Wien, beschränkt seine politische Betätigung nicht auf das Verfassen freiheitlicher Programmschriften und Parteigeschich­ten. Er bewegt sich seit Jahren vielmehr auch im engen Raum zwischen FPÖ und (...)


Lebensschutz oder Frauenverachtung?

94

Anfang Jänner machte die über deutsche Fernsehsender ausgestrahlte Werbung für ein Buch namens „Kraft zum Leben“ Schlagzeilen. Prominenz aus Sport und Film bekannte sich in diesen Spots zu Gott, dessen Hilfe durch das gratis erhältliche Buch zu bekommen sei. Re­cherchen von Sektenberatungsstellen (...)


Wie ich, obwohl Jude, nicht Arzt wurde

97

Als ich 1932 an der medizinischen Fakultät Wiens immatrikulierte, sollte die Unersetzlichlichkeit akademischen Bodens noch 18 Monate Bestand haben. Pasteur und das Ehepaar Cu­rie setzten ihr Leben in der Forschung aufs Spiel, ich meines am ersten Tag, an dem ich aka­demischen Boden betrat. Ich (...)


Der Siegfriedskopf

oder wie die Wiener Universität bis Mitte der zwanziger Jahre zu einer Hochburg des Antisemitismus und Deutschnationalismus wurde

104

Die Nachwirkungen des ersten Weltkrieges waren für die junge österreichische Demokra­tie innenpolitisch eine schwere Phase. Die „nationalen“ Konflikte, die das Zusammenle­ben in der Monarchie schwer beeinträchtigt hatten, waren durch deren Zerfall zwar gemil­dert, doch längst beherrschten neue (...)


Weg mit dem braunen Fleck?!

104

Seit 1923 liegt der „Siegfriedskopf“ in der Aula der Universität Wien. Ein von rechtsextremen und nationalsozialistischen Studenten platziertes Denkmal, das an die „Helden“ des ersten deutsch-österreichischen Angriffskrieges, die nur durch den Dolchstoß der („jüdischen“ oder „bolschewistischen“) (...)


„Die ewige Judennase“

108

Die antisemitische Stigmatisierung in der Karikatur überlebte den National­sozialismus relativ unbeschadet. Ebenfalls 1996 erschien unter der Verantwortung des „Ausländerreferates“ der ÖH der Montanuniversität Leoben ein mehrseitiges Flugblatt zum Nahost-Konflikt. In diesem heißt es wörtlich: (...)


Othmar Spann

Vom klerikalfaschistischen Ständestaat und seinen Kontinuitäten

112

Einer wollte den Führer führen. Nein: Einige wollten den Führer führen und wirkten so im Zeichen des Führers. Ob Heidegger, Rosenberg oder Spann, die Qualität ihrer Beiträ­ge bleibt in diesem Kontext sekundär, wenn auch im Sinne der üblichen Vorwegnahme bei Spann die Betonung auf der philosophischen (...)


Der Fall Heinrich Gross

Die wissenschaftliche Verwertung der „Spiegelgrund“-Opfer in Wien

120

Ein lange Zeit kaum beachteter Aspekt der NS-Medizinverbrechen ist die wissenschaftli­che Ausbeutung ihrer Opfer, die noch Jahrzehnte nach dem Ende der NS-Herrschaft mit ziemlicher Selbstverständlichkeit betrieben wurde. In Österreich betrifft das vor allem die Opfer der Klinik „Am Spiegelgrund“ (...)


Konrad Lorenz und die Vergleichende Verhaltensforschung

Ideologie und Wissenschaft

120

Erst vor kurzem wurde in der Geschichtsschreibung der Wis­senschaften damit begonnen, die Darstellungen eines Nie­dergangs der Wissenschaften im Nationalsozialismus im Sinne einer Dominanz von pseudowissenschaftlichen Ansätzen zu be­zweifeln. Wissenschaft ist nicht per se „gut“, „rein“, „moralisch“, (...)


Pernkopf-Atlas

Die Inaugurationsrede des Eduard Pernkopf und seine „wissenschaftliche“ Arbeit

130

Am 15. März 1943 wurde Eduard Pernkopf als Rektor der Universität Wien bei einer Feier im Festsaal der Universität inauguriert. Die so genannte Zeremonie wird als Festakt be­schrieben. Neben dem Gauleiter und Reichsstatthalter Baldur von Schirach, dem Akademischen Senat, den Rektoren aller Wiener (...)


Vor 40 Jahren — der Fall B.

134

5 Jahre nach dem Staatsvertrag tauchten an den Wänden Österreichs Hakenkreuze und sogenannte Odalsrunen auf, „Heimattreue“ be­gannen sich erneut zu regen. Das Unterrichtsministerium empfahl Zeitgeschichte zu lehren. Der Professor für Wirtschaftsgeschichte an der Hochschule für Welthandel berichtete (...)


Der Fall Borodajkewycz

135

Unter den zahlreichen Professoren, die ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit zum Trotz auch nach 1945 an Österreichs Universitäten lehrten, sorgte in den 60er Jahren ei­ner für besondere Aufregung: Taras Borodajkewycz, Professor an der Hochschule für Welt­handel (Wirtschaftsuniversität). Taras (...)

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