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Wie soll das Zusammengehen: hier der Hort von Aufklärung, dort organisierte Unmündigkeit, hier Wissenschaft, dort Ideologie? Die Selbstwahrnehmung von Universitätsangehörigen steht nicht selten einer Sensibilisierung gegenüber Rechtsextremismus im Wege. Historische Phänomene wie Demokratisierung, (...)
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Als ich die Grenze nach Österreich überquert habe, hatte ich ein Ziel: Studieren, und als Diplom-Ingenieur in mein Heimatland zurückkehren. Immerhin haben es vor mir ein Onkel und eine Tante geschafft und vor kurzem ihr Studium im Ausland absolviert. 5 Jahre im Ausland — das schafft für mich eine (...)
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Dieser Text wurde 1999 geschrieben. Er bezieht sich lediglich auf eine Form des — strukturell rassistischen — Ausschlusses und der massiven Benachteilung von ausländischen Studierenden. Aufgrund der Entwicklungen mit Einführung der Studiengebühren und das heißt, der doppelten Studiengebühren für (...)
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Einleitendes zum Text von Alex Demirovic Politische Wahlforschungen weisen regelmäßig große Erfolge der FPÖ bei Personen mit niedrigem Einkommen und Bildungsgrad, bzw. ArbeiterInnen aus. Der wachsende Einfluss rechter und rechtsextremer Diskurse in der Bevölkerung wird als Ausdruck des Protests (...)
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Die im folgenden vorgestellte Untersuchung wurde 1996 abgeschlossen. Die Ergebnisse könnten deswegen veraltet erscheinen. Doch handelt es sich um breit erhobene Daten, die auf grundlegende Muster der Meinungsmilieus unter Studierenden hinweisen. Insbesondere neuere, allerdings nicht so intensive (...)
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Zum deutschnationalen Korporationswesen in Österreich Im Jahreslagebericht 1999 des BM für Inneres heißt es, dass von mehreren österreichischen Burschenschaften „ein unterschwelliger und verklausulierter Rechtsextremismus ausgeht. Die Agitation dieser Studentenverbindungen lässt auch den Versuch (...)
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Die französische Universität zwischen Vichy-Tabuisierung, Shoah-Verleugnung und Neuer Rechter. Alexander Emanuely: Sie sind als Flüchtlingskind nach Frankreich gekommen und haben als U-Boot überlebt. Sie waren also schon sehr früh auf lebensgefährliche Art und Weise mit dem Rassismus und (...)
„Despertá pueblo hijo de la gran puta!“*
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Die Ursprünge von Rassismus in Lateinamerika Die unterschiedlichen Erscheinungsformen von Rassismus in Guatemala sind Teil einer Ideologie, die in ganz Lateinamerika im Zuge des europäischen Kolonisierungsprozesses (Ende des fünfzehnten bis zum ersten Viertel des neunzehnten Jahrhunderts) (...)
Neutralität der Wissenschaft. Neutralität der Weißheit.
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Dieser Text ist weniger eine Aufdeckung, als vielmehr eine Geschichte der Verstrickungen, auch meiner eigenen. Ergebnisse psychologischer Forschung und Theoriebildung und die aus ihnen resultierenden Diskurse dienten seit ihren Anfängen vielfach zur Untermauerung und Legitimierung von (...)
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Obwohl die Ethnologie heute oft gegen das Image eines nutzlosen Orchideenstudiums anzukämpfen hat, entstand auch sie aus einem konkreten Nutzen für das kolonialisierende und missionierende Europa heraus. Die Völkerkunde entstand als Wissenschaft in der Hochblüte des Europäischen Kolonialismus. (...)
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Warum das Wiener Institut für Theaterwissenschaft in der Hofburg residiert und warum sich niemand darüber wundert. Das „Zentralinstitut für Theaterwissenschaft“ war eine von neun Institutsneugründungen an der Universität Wien in den Jahren 1938 bis 1945, neben einschlägigen Gründungen wie dem (...)
Nachhaltige Wirkungen
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Anlässlich der „Anschluss“-Gedenkveranstaltungen 1988 fand am Institut für Philosophie in Wien eine Tagung zur Geschichte des Wiener Instituts für Philosophie während des Nationalsozialismus statt, die selbst zum Gegenstand heftiger Polemiken und Debatten wurde. Diese sind teilweise im 1993, also (...)
Nationaler Schulterschluss gegen die Erinnerung
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Also, ich bin sicherlich nicht derjenige, der ein Leben lang im Büßerhemd durch die Welt geht. (...) Warum soll ich mich mit irgendwelchen Vergangenheitsproblemen belasten? (Jörg Haider, in: Der Spiegel 5/2000) Reden wir über Wiedergutmachung: Die betrifft nämlich nicht nur die in New York und im (...)
Vom „Kampf um die Erinnerung“ zur Inszenierung eines Medien-Hype
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Der Wiener Philosoph Rudolf Burger hat mit seinem Artikel „Die Irrtümer der Gedenkpolitik. Ein Plädoyer für das Vergessen“, der im Heft 2/2001 der „Europäischen Rundschau“ und wenig später in gekürzter Form in einem Kommentar des „Standard“ veröffentlicht wurde, für Furore gesorgt. Die durchaus (...)
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1993 wurde in Frankreich ein Appell zur Wachsamkeit von Intellektuellen veröffentlicht, der vor der Vereinnahmung von Wissenschaftern durch die neue Rechte warnt, die versucht durch Einbindung demokratischer Persönlichkeiten in ihre Publikationsorgane ihren scheinbaren Wandel, ihre scheinbare (...)
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Dr. Lothar Höbelt, außerordentlicher Professor für Neuere Geschichte an der Universität Wien, beschränkt seine politische Betätigung nicht auf das Verfassen freiheitlicher Programmschriften und Parteigeschichten. Er bewegt sich seit Jahren vielmehr auch im engen Raum zwischen FPÖ und (...)
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Anfang Jänner machte die über deutsche Fernsehsender ausgestrahlte Werbung für ein Buch namens „Kraft zum Leben“ Schlagzeilen. Prominenz aus Sport und Film bekannte sich in diesen Spots zu Gott, dessen Hilfe durch das gratis erhältliche Buch zu bekommen sei. Recherchen von Sektenberatungsstellen (...)
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Als ich 1932 an der medizinischen Fakultät Wiens immatrikulierte, sollte die Unersetzlichlichkeit akademischen Bodens noch 18 Monate Bestand haben. Pasteur und das Ehepaar Curie setzten ihr Leben in der Forschung aufs Spiel, ich meines am ersten Tag, an dem ich akademischen Boden betrat. Ich (...)
Der Siegfriedskopf
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Die Nachwirkungen des ersten Weltkrieges waren für die junge österreichische Demokratie innenpolitisch eine schwere Phase. Die „nationalen“ Konflikte, die das Zusammenleben in der Monarchie schwer beeinträchtigt hatten, waren durch deren Zerfall zwar gemildert, doch längst beherrschten neue (...)
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Seit 1923 liegt der „Siegfriedskopf“ in der Aula der Universität Wien. Ein von rechtsextremen und nationalsozialistischen Studenten platziertes Denkmal, das an die „Helden“ des ersten deutsch-österreichischen Angriffskrieges, die nur durch den Dolchstoß der („jüdischen“ oder „bolschewistischen“) (...)
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Die antisemitische Stigmatisierung in der Karikatur überlebte den Nationalsozialismus relativ unbeschadet. Ebenfalls 1996 erschien unter der Verantwortung des „Ausländerreferates“ der ÖH der Montanuniversität Leoben ein mehrseitiges Flugblatt zum Nahost-Konflikt. In diesem heißt es wörtlich: (...)
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Einer wollte den Führer führen. Nein: Einige wollten den Führer führen und wirkten so im Zeichen des Führers. Ob Heidegger, Rosenberg oder Spann, die Qualität ihrer Beiträge bleibt in diesem Kontext sekundär, wenn auch im Sinne der üblichen Vorwegnahme bei Spann die Betonung auf der philosophischen (...)
Der Fall Heinrich Gross
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Ein lange Zeit kaum beachteter Aspekt der NS-Medizinverbrechen ist die wissenschaftliche Ausbeutung ihrer Opfer, die noch Jahrzehnte nach dem Ende der NS-Herrschaft mit ziemlicher Selbstverständlichkeit betrieben wurde. In Österreich betrifft das vor allem die Opfer der Klinik „Am Spiegelgrund“ (...)
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Erst vor kurzem wurde in der Geschichtsschreibung der Wissenschaften damit begonnen, die Darstellungen eines Niedergangs der Wissenschaften im Nationalsozialismus im Sinne einer Dominanz von pseudowissenschaftlichen Ansätzen zu bezweifeln. Wissenschaft ist nicht per se „gut“, „rein“, „moralisch“, (...)
Pernkopf-Atlas
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Am 15. März 1943 wurde Eduard Pernkopf als Rektor der Universität Wien bei einer Feier im Festsaal der Universität inauguriert. Die so genannte Zeremonie wird als Festakt beschrieben. Neben dem Gauleiter und Reichsstatthalter Baldur von Schirach, dem Akademischen Senat, den Rektoren aller Wiener (...)
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5 Jahre nach dem Staatsvertrag tauchten an den Wänden Österreichs Hakenkreuze und sogenannte Odalsrunen auf, „Heimattreue“ begannen sich erneut zu regen. Das Unterrichtsministerium empfahl Zeitgeschichte zu lehren. Der Professor für Wirtschaftsgeschichte an der Hochschule für Welthandel berichtete (...)
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Unter den zahlreichen Professoren, die ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit zum Trotz auch nach 1945 an Österreichs Universitäten lehrten, sorgte in den 60er Jahren einer für besondere Aufregung: Taras Borodajkewycz, Professor an der Hochschule für Welthandel (Wirtschaftsuniversität). Taras (...)
