Streifzüge, Heft 70

Medieninhaber und Herausgeber: Kritischer Kreis – Verein für gesellschaftliche Transformationskunde
Offenlegung: Der Medieninhaber ist zu 100 Prozent Eigentümer der Streifzüge und an keinen anderen Medienunternehmen beteiligt. Grundlegende Richtung: Kritik-Perspektive-Transformation
Redaktion (zugleich Mitglieder des Leitungsorgans des Medieninhabers): Lorenz Glatz, Severin Heilmann, Franz Schandl, Martin Scheuringer, Ricky Trang, Maria Wölflingseder, Petra Ziegler; Covergestaltung: Isalie Witt; Layout: Françoise Guiguet
Transformationsrat: Christoph Adam (Santiago de Compostela), Dora de la Vega (Cordoba, Argentinien), Peter Klein (Nürnberg), Paolo Lago (Verona), Neil Larsen (Davis, USA), Massimo Maggini (Livorno), Stefan Meretz (Berlin), Emmerich Nyikos (Mexiko-City), Erich Ribolits (Wien), Salih Selcuk (Istanbul), Gerburg Vermesy (Rimsting), Ulrich Weiß (Berlin)
Copyleft: Alle Artikel der Streifzüge unterliegen, sofern nicht anders gekennzeichnet, dem Copyleft-Prinzip: Sie dürfen frei verwendet, kopiert und weiterverbreitet werden unter Angabe von Autor/in, Titel und Quelle des Originals sowie Erhalt des Copylefts.
Druck: H. Schmitz, 1200 Wien

Einlauf Streifzüge 70

Es könnte schon sein, dass das eigentlich fad ist, das mit dem Gebrauchswert. Schon einen solchen Titel auf das Cover zu drucken, lässt einen altvaterisch erscheinen. Das sind wir zweifelsohne und gerade deswegen wiederum auch nicht.
Wir sind unbelehrbar.
Das Dechiffrierungsprogramm aller gesellschaftlichen Werte und ihrer fetischistischen Selbstverständlichkeiten hat nach wie vor seinen Reiz. Die Geilheit scholastischer Exegese, die nichts anderes ist als Transformationskunde in den (...)

Beitræge

Vorwand und Rache

Der Gebrauchswert in der bürgerlichen Gesellschaft

3

Mensch und Sache Während der Wert einer Ware eine Relation zwischen Mensch und Mensch reflektiert, ein gesellschaftliches Verhältnis, das Verhältnis mithin zwischen Privatproduzenten, die nichtsdestotrotz, obgleich unbewusst (und deswegen auch planlos), kollaborieren, der Tauschwert dagegen eine (...)


Der Gebrauchswert bei Karl Marx*

Eine Kritik der bisherigen Marx-Interpretation (1959)

8

I Unter den zahlreichen kritischen Ausführungen über Ricardos System, die sich bei Marx finden, fällt vor allem ein nur in den Marxschen Grundrissen geäußerter Vorwurf auf: dass nämlich Ricardo in seiner Ökonomie vom Gebrauchswert abstrahiere (MEW 42, S. 193), dass er auf diese so wichtige Kategorie (...)


2000 Zeichen abwärts

Gepfropfte Bedeutung oder: Das Wort Wert

10

Der „Verbal observer“, Bailey etc. bemerken, dass „value, valeur“ den Dingen zukommende Eigenschaft ausdrücken. Sie drücken in der Tat ursprünglich nichts aus als den Gebrauchswert der Dinge für den Menschen, die Eigenschaften derselben, die sie für den Menschen nützlich machen oder angenehm etc. Es (...)


Der esoterische und der exoterische Marx

15

Es sind mehr als hundert Jahre verstrichen, seit Karl Marx seine ökonomischen Lehren niederzuschreiben anfing. Eine sehr geraume Zeitspanne, besonders, wenn man die gewaltigen Veränderungen, die die Welt seither erfuhr, ins Auge fasst! Es wäre darum geradezu ein Wunder, wenn alle Lehrsätze von (...)


Kolumne Immaterial World

Gebrauchswert

17

Karl Marx hat in genialer Weise die kategoriale Struktur des Kapitalismus analysiert. Dennoch gibt es auch in seinem Werk deutliche Widersprüche, und einer ist die Verwendung des Begriffs Gebrauchswert. Einerseits definierte Marx Gebrauchswert als überhistorisch gültige Kategorie: „Gebrauchswerte (...)


Weiblich, nützlich, gut?

Marxistisch-feministische Überlegungen zum Gebrauchswert

18

Im Marx’schen Hauptwerk, dem Kapital, steht die Kritik des Werts und Mehrwerts im Zentrum des Interesses. Der Gebrauchswert, als einer der zwei Faktoren der kapitalistischen Ware, gilt dementsprechend oft als das dem Wert untergeordnete, ausgeblendete und sogar aus der politischen Ökonomie (...)


Das unschuldige Ding

Facetten und Tücken des Gebrauchswerts

21

Frisch sind die Zweifel ja nicht. Macht der Begriff des Gebrauchswerts überhaupt Sinn? Und wenn ja, welchen? Sind Gebrauchswerte universeller Natur, zumindest von hoher ontologischer Härte, unbeeindruckt von verschiedensten Produktionsverhältnissen, eine eherne und unhintergehbare Größe von (...)


2000 Zeichen abwärts

So wird’s nichts werden …

27

In den 1920er Jahren, als die meisten Haushalte im Westen elektrisches Licht hatten, erfanden die Glühlampenhersteller ein Kartell (Phoebuskartell): Die Lebensdauer einer Lampe wurde von den Herstellern mit 1000 Stunden „normiert“. Technisch minimal teurer wäre das Doppelte drin gewesen. Diese (...)


Anmerkung zu „Gebrauch“

29

Χρῆμα (Chrêma) schreibt Aristoteles, wenn er „etwas“ meint, das als für Menschen brauchbar, nützlich gilt, zur Grundlage des Lebens und möglichen Reichtums zählt. Es ist ein vom Verb χράομαι (chráomai) – (ge)brauchen, sich etwas zunutze machen – abgeleitetes Substantiv, „Gebrauchswert“, „Nützling“ gewissermaßen. (...)


Nützlichkeit verdummt!

30

Die Nützlichkeit eines Dings macht es zum Gebrauchswert“ (Marx, 1890, S. 50) schreibt Marx gleich zu Beginn des Kapitals, bevor er den Gebrauchs- mit dem Tauschwert kontrastiert und damit scheint auf den ersten Blick alles geklärt. Im Gebrauchswert liegt der „stoffliche Reichtum“ verborgen, (...)


Diese „lästige Rüstung“

32

Gebrauchswert? Gebrauch und Wert – wie soll das zusammengehen? – Wer würde auf den ersten Blick hinter dem Wort „brauchen“ die ursprüngliche Bedeutung „genießen, nutzen, ausüben“ vermuten? „Brauchen“ hat sich aus dem althochdeutschen „bruhhan“ entwickelt, welches mit dem lateinischen „frui“ für „genießen, (...)


Wider den Gebrauchswert(begriff)

33

Gibt es einen Gebrauchswert ohne Ware? Wie hängen Gebrauchswerte mit der Ware zusammen, sind sie überhaupt ohne Wert resp. Tauschwert zu denken? „Gebrauchswert“ ist keine Eigenschaft von Dingen, sondern eine Betrachtungsweise, also eine Kategorie. Diese Kategorie entstand in der Warengesellschaft, (...)


Rückkoppelungen

Rock als Gebrauchswert

35

Einhundertfünfzig Jahre Das Kapital, erster Band, Karl Marx: „Der Rock ist ein Gebrauchswert, der ein bestimmtes Bedürfnis befriedigt.“ (MEW 23, 56) Eine Rückkopplung: in den Streifzügen Nr. 34 vom Juli 2005 war dieses Zitat schon einmal Einstieg für die Kolumne: in Erinnerung an Helmut Salzinger, der (...)


Der „beruhigende“ Terror des Geldes

36

Am 11. April diesen Jahres wurde in Dortmund ein Bombenanschlag auf den vollbesetzten Mannschaftsbus des Bundesligavereins Borussia Dortmund (BVB) verübt. Drei mit Metallstücken versehene Sprengsätze, die vor dem Hotel der Spieler deponiert waren, explodierten, kurz nachdem sämtliche (...)


Diktatur des Effizienzdenkens

37

Wir leben in einer effizienzversessenen Gesellschaft, die, um möglichst viel Output in kürzestmöglicher Zeit auszuspucken, alle Lebensvollzüge bis zur Raserei auf Trab bringt. Die alte Einsicht, dass alles, was gut getan sein soll, seine Zeit braucht, dass es ein angemessenes, stimmiges Verhältnis (...)


„2000 Zeichen abwärts“

Frühstückslektüre

40

In der Wiener Zeitung vom 2. Juni 2017 sind mir auf der Titelseite drei Schlagzeilen aufgefallen. „Industrie in Europa schafft wieder Jobs“ war der Aufmacher, „Trump kippt Klimaschutzabkommen“ der zweite, gleich daneben. Schon diese beiden haben einen bemerkenswerten Zusammenhang. Das Jobwachstum (...)


Call for Papers 70

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Diese Ausgabe ist wieder einmal mehr theoretischer Natur . Es geht um den scheinbar banalen wie kaum beachteten GEBRAUCHSWERT Ist das nicht ganz fad? In der Kritik der politischen Ökonomie kommt er stiefmütterlich weg oder besser gesagt kaum vor. Alles zentriert und positioniert sich auf und um (...)


Streifzüge 70 erscheinen in einer Woche

Schwerpunkt Gebrauchswert

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Emmerich Nyikos: Vorwand und Rache. Der Gebrauchswert in der bürgerlichen Gesellschaft Roman Rosdolsky: Der Gebrauchswert bei Karl Marx. Eine Kritik der bisherigen Marx-Interpretation Roman Rosdolsky: Der esoterische und der exoterische Marx Marlene Radl und Verena Rauch: Weiblich, nützlich, (...)


Mehr oder weniger brauchbar

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Gebrauch findet das Ding derzeit als Ablage und sieht dabei ziemlich hässlich aus. Als Drucker hat es nur noch Schrottwert. Leider findet das nunmehr zweckentfremdete Produkt vermutlich eher sinnentfremdeter Arbeit seinen Weg zu einem der städtischen Mistplätze nicht von alleine. Dazu brauchte es (...)


Elvis the Pelvis. Zum Arbeitslos in der Popkulturindustrie

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Die Illusion der freien, schöpferischen Tätigkeit der Kunst übernimmt die Kulturindustrie als Ideologie der Arbeit – und verkoppelt die ästhetischen Werte unverhohlen mit den ökonomischen des Profits, erklärt den Tauschwert nachgerade zum Gebrauchswert. Auch der Künstler „verkauft seine Arbeitskraft. (...)

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