Wurzelwerk, Wurzelwerk 21
Mai
1983

Aluminiumwerk Ranshofen

Der Verpackungswahnsinn geht weiter, wann stoppen wir die Dosenproduktion?
(aus „Leben“ 2/83)

Ranshofen, das größte Aluminiumwerk in Österreich, stellt eine große Belastung für seine Umwelt dar. 1938 galt es als modernstes Werk seiner Zeit. 1983 trifft das nicht mehr zu. In einer Zeit, in der Energiesparen zu einem Hauptanliegen der Allgemeinheit wurde, ist es bedenklich, mit Subventionen, welche letztendlich wir mit unseren Steuern zahlen, so sorglos umzugehen.

Ein veraltetes Aluminiumwerk arbeitet defizitär

In diesem veralteten Werk wird das Grundwasser gratis entnommen, genauer gesagt werden 1,3m3/sec Trinkwasser als Kühlwasser für die Elektrolyse verwendet. Bei einem Tagesverbrauch von 150l Wasser pro Familie entspräche das dem Wasserverbräuch von Graz. Ranshofen bekommt aber auch einen suventionierten Stromtarif und verbraucht etwa soviel Strom wie die gesamte Stadt Wien. Für die Herstellung einer Wegwerfdose könnte eine 100-Watt-Glühbirne 17 Stunden brennen!!!

Der Schaden des Waldbestandes weitet sich aus

Wir müssen zugeben, daß es nicht im Sinne einer funktionierenden Umweltschutzpolitik sein kann, daß durch das Ausscheiden von Fluorwasserstoffsäure (1 1/2 kg Fluor pro Tonne Aluminium, bei einer jährlichen Aluminiumherstellung von 80.000 Tonnen) das ökologische Gleichgewicht zerstört wird. Fluorwasserstoff ist 100 mal giftiger als Schwefeldioxid. Für die Landwirtschaft bedeutet das Mindererträge und Qualitätsverlust. So erfolgte z.B. in unmittelbarer Umgebung des Werkes eine Betriebsumstellung von Milchvieh auf Mastvieh, weil eine Verseuchung des Fuitters festgestellt wurde. Durch die Rauchschädigung sterben in der nahen Umwelt des Aluminiumwerkes (12 km2) alle Fichten und Kiefern ab, folglich entsteht eine Totalschadenszone, die sich durch die hohe Windstärke aus dem Osten schwerpunktmäßig in den Westen verlagert.

Trotz all der umweltzerstörenden Effekte brauchen wir Aluminium, bis jetzt gibt es noch keine annehmbaren Alternativen. Es existieren zwar kohlenfaserverstärkte Kunststoffe, sie sind jedoch schwer zu beseitigen und sündteuer. Man verwendet sie z.B. in der Formel 1 im Motorsport.

Die positiven und negativen Aspekte der Alu-Erzeugung Aluminium hat den einmaligen Vorteil, leicht zu sein. Dadurch kann am Transportmittelsektor (Autos, Flugzeuge, Straßenbahnen) Gewicht eingespart werden. Dies führt in weiterer Folge zu einer Reduzierung des Energieverbrauches beim Betrieb. In der Elektroindustrie finden Aluminiumleitungen Verwendung, die nicht isoliert werden müssen.

Die Bauindustrie profitiert ebenfalls von der Alu-Erzeugung (Türen, Fensterrahmen, Geländer, Wellbleche, Baumaterial ...).

Ist es trotz dieser Vorteile vertretbar, daß Produkte, wie z.B. Alu-Fensterrahmen unser heimisches Ortsbild verschandeln und traditionelle lokalgefertigte Produkte von ihren Plätzen verdrängen? Ist es vor allem tragbar, daß (nur um einen größeren Absatzmarkt zu beherrschen) nun noch mehr Dosen produziert werden sollen?

In Ranshofen besteht jetzt die Absicht, die Aludosenproduktion zu forcieren, um die defizitäre finanzielle Lage zu verbessern. (Der österreichische Staat genehmigte dieses Jahr eine Finanzspritze von 400 Mill. Schilling.) Von der Gesamtproduktion soll künftig ein Viertel auf Aludosen entfallen.

Es stellt sich daher dringend die Frage: Brauchen wir die Dosen tatsächlich oder wäre die Alternative der Mehrwegverpackung (auch wegen der besseren Wiederverwertbarkeit) vielleicht effektiver? In Österreich kann jährlich mit der Produktion von 2,8 Milliarden Einwegverpackungen (davon macht 1/3 der Alumüll aus) gerechnet werden, das entspricht einem Drittel des Gesamtabfalls. Würde man diese Produktion stoppen, hätte das eine Einsparung von 45% der Rohsioffe zur Folge. Im Ausland, wie z.B. in Dänemark, wurde es verboten, alkoholfreie Getränke in Dosen auszuschenken. In Schweden existiert ein Pfandsystem für die Einwegdosen.

Was kann getan werden, um die Situation zu verbessern?

In Ranshofen sind 3000 Leute beschäftigt, davon arbeiten 400 in der Elektrolyse. Es müßte doch möglich sein, bei einer eventuellen Schließung des Werkes Alternativarbeitsplätze zu schaffen, denn bedingt durch die veraltete Produktionsweise rentiert sich der weitere Betrieb, auf Dauer gesehen, ohnehin nicht. Eine Modernisierung ist einerseits aus Kostengründen abzulehnen, anderseits und vor allem deshalb, weil wir Rohmaterial, aber auch Energie zur Aluproduktion importieren und langfristig keine Chance haben, Aluminium auf dem Weltmarkt günstig verkaufen zu können. Bereits heute ist der Absatz schwierig und es wurde bekannt, daß das Werk Ranshofen an vier Banken am Jahresende je um 100 Mio. Schilling verkauft hat, um die Bilanz zu „schonen“, mit der Absicht, das Material nachher wieder zurückzukaufen.

Eine letzte Alternative wäre auch, Steuern auf Einwegverpackungen zu erlassen, um die erhöhten Kosten, die bei der Müllbeseitigung anfallen, zu decken.

Helfen wir mit, die Umweltverseuchung, die dieses Werk verursacht, einzudämmen. Pflanzen sind die Grundlage allen Lebens. Sie besitzen die Fähigkeit, aus organischen Stoffen organisches Material aufzubauen, dabei produzieren sie Sauerstoff, verwerten Kohlendioxid und bilden die Grundlage der Nahrungskette. Diese Gegebenheiten müssen beachtet werden, der Raubbau an der Veaetation muß ein Ende finden.

Eine Nachricht, ein Kommentar?
Vorgeschaltete Moderation

Dieses Forum ist moderiert. Ihr Beitrag erscheint erst nach Freischaltung durch einen Administrator der Website.

Wer sind Sie?
Ihr Beitrag

Um einen Absatz einzufügen, lassen Sie einfach eine Zeile frei.

Hyperlink

(Wenn sich Ihr Beitrag auf einen Artikel im Internet oder auf eine Seite mit Zusatzinformationen bezieht, geben Sie hier bitte den Titel der Seite und ihre Adresse bzw. URL an.)