Streifzüge, Heft 76
Juli
2019

Einlauf

Eines Tages wird der Mensch den Lärm ebenso unerbittlich bekämpfen müssen wie die Cholera und die Pest.

Robert Koch, Mediziner,
Mikrobiologe und Nobelpreisträger,
1843–1910

Seit der vorletzten Jahrhundertwende hat sich der Lärm zwar stark verändert, aber er beherrscht uns immer noch. Günther Anders hat bereits in den 1950er Jahren von der „akustischen Leine“ gesprochen, an der wir alle hängen. Aus dieser ist in Zeiten von Handy, Bluetooth-Box und flächendeckendem Gedudel geradezu ein akustischer Käfig geworden. Was hat es mit der „akustischen Freiheitsberaubung“ auf sich, die Anders festgestellt hat? Und inwiefern hat Hören eine „Dimension der Unfreiheit“, die zu Konformismus und Selbstversklavung führt?

Warum werden die Menschen staatlicherseits stets zu gesundem Lebensstil animiert, aber die massenhafte Gesundheitsgefährdung durch Zwangsbeschallung aller Art nicht einmal problematisiert? Rauchen ist in öffentlichen Räumen verboten, aber Flug- und Verkehrslärm soll uns entspannen? Warum lassen wir uns diese Beschallungswut gefallen? Lärmstörung, diese Variante von Umwelt- und Gesundheitsbelastung, wird schwer unterschätzt und missachtet.

1908 hat Theodor Lessing den ersten Antilärm-Verein in Deutschland gegründet. Seither haben sich viele um mehr Ruhe bemüht, allerdings mit wenig Erfolg. Warum ist auch von den in Linz im Zuge des Kulturhauptstadtjahres 2009 vielversprechend begonnenen Veränderungen, die die Initiative „beschallungsfrei“ angestoßen haben, heute kaum mehr etwas zu bemerken?

Wir wünschen einen Sommer voll Klängen mit erquicklicher Resonanz!

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