Wurzelwerk, Wurzelwerk 26
Dezember
1983
Es geht weiter

Gustav eins an Gustav-steh-uns-bei

Nicht nur harmlose Cannabis-Konsumenten spüren Sicherheitsbedürfnisse am eigenen Leib.

Donnerstag, den 10. November, gegen 21 Uhr, Wien-Westbahnhof, von vorne: Wir schaukeln eben mit Kind und Kegel auf den Parkplatz vor der unteren Halle. Während der Berichterstatter zum Zeitschriftenkiosk hastet, warten die anderen im Wagen. Eben auf dem Rückweg sehe ich plötzlich, wie zwei jüngere Beamte einen offensichtlich stark betrunkenen Mann aus dem „Beisl“ zerren, zu ihrem Fahrzeug mit dem Kennzeichen BP 155. Da schießen schon zwei weitere Funkstreifen mit Tatü heran, Schaulustige sammeln sich, immer mehr Uniformierte am Plan, einige massiv am Mann. Der, in seinem Alkohol-Rausch, will nicht so recht mit. Da liegt er schon, beinahe einen Knoten im polizeiergriffenen Arm, Schläge, Tritte. Wir intervenieren lautstark. Da braust BP 155 schon mit dem Delinquenten davon. Der hat, laut Beisl-Befragung, keinem was zuleide getan, aber kräftig über den Durst getrunken. Was geschah dann auf der Wachstube? Zeugen gibt’s auch. Ein Taxler, ein Schweizer. Und wir.

Anläßlich einer (NÖ. Landtag) Wahltour verschlug es Innenminister Blecha auch nach Steinabrückl nahe Bad Fischau. Wir konfrontierten den Minister — er war in großer Eile — mit den Übergriffen vernehmender Suchtgiftfahnder. Er versprach für den nächsten Werktag Rückruf, Termin und Aufgreifen der Problematik. Das war vor fast zwei Monaten. Beschwerden über resolute polizeiliche Vorgangsweisen häufen sich. Der Stoff, aus dem Titelseiten gemacht werden. Wir haben immer mehr Ähnlichkeit mit einem Polizeistaat. Man trifft auch freundliche, zuvorkommende „Kibara“. Eine Minderheit. Deshalb fallen sie auf, man erinnert sich an sie. In liberalen Ländern ist es umgekehrt.

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