ZOOM 4/1998
Oktober
1998

Kann Gewalt befreiend wirken? Gewalt ist autoritär. Wehrt euch!

Dieser Artikel wurde bereits in friedolins befreiung nr. 3/98 erstveröffentlicht und bezieht sich weniger auf eine abstrakte Diskussion als auf reale Mißstände innerhalb der autonomen linken Bewegung. Angesichts der Bitte um Reaktionen gehen wir daher zunächst auch auf die Gewalt-Debatte zwischen Franz Schandl und Manfred Gmeiner in den letzten Ausgaben der ZOOM ein.

Ja, viel gibt es da eigentlich nicht zu sagen. Wer Nelson Mandela als der Weisheit letzter Schluß zitiert und die Situation im Südafrika von 1964 unhinterfragt mit der westeuropäischen Gegenwart gleichsetzt, wer aus der Tatsache, daß die alliierten Truppen im Zweiten Weltkrieg gegen die Nazis kämpften, schließt, daß es sich dabei um eine „emanzipatorische Kraft“ handelte, die „jede Unterstützung“ verdient hat, wer glaubt, daß der Widerstand in Wackersdorf deswegen erfolgreich war, weil er „in eine militante Struktur eingebettet“ war, der ist doch wohl nicht mehr ganz ernst zu nehmen. Sich der Kritik an „Gewalt gegen rechts“ dadurch zu entziehen, daß jede solche Kritik als Unterstützung rechtsextremer Gewalt bezeichnet wird, [1] zeugt von einer Starrheit im Denken, die sich jeder progressiven Alternative verschließt. Kein Wunder, daß bei einer solchen Wahrnehmung der Wirklichkeit drei Seiten lang herumdefiniert werden muß, um schließlich zu Behauptungen wie der folgenden zu kommen: „Die Durchsetzung der Menschenrechte ist ohne Kolonialismus undenkbar“ oder „Kapitalismus = Gerechtigkeit“.

So führt die ganze Differenzierung letztlich nur zu Verwirrung. Als Leser können wir vielleicht noch annehmen, daß Schandl sowohl gegen Kapitalismus wie auch gegen Gerechtigkeit (als kapitalistisches Konstrukt) ist, aber ob er jetzt für Kolonialismus und Menschenrechte oder eher dagegen ist, bleibt unklar. Wenn er es dagegen ernst meint mit der Weigerung, „Ziel und Weg zu verwechseln“, wie er es so zynisch formuliert, dann bleibt am Schluß nur die Dichotomie: Dort sind die Bösen, und gegen die Bösen sind alle Mittel recht. Davon distanzieren wir uns. Die Bösen mit ihren Mitteln zu bekämpfen führt letztendlich nur dazu, daß sich zwei kaum mehr unterscheidbare Gruppen gegenüberstehen und gegenseitig die Schädel einschlagen. Gewalt kann in Extremsituationen vielleicht das einzige zur Verfügung stehende Mittel sein, um am Leben zu bleiben. Das Abgleiten der politischen Linken in eine dumpfe Befürwortung der Gewalt an sich aber ist sicher eine ihrer selbst zugefügten Schwächen.

Gewalt ist spektakulär und geil! Haut die Bullen flach wie Stullen! Nazis raus! Und: Drescht sie, wo ihr sie trefft! Die Slogans der schlagenden Linken [2] lassen sich auf alle Situationen anwenden, bei jeder Demo skandieren. Unsere Gewalt ist keine, sondern Gegengewalt! wird argumentiert, und der Verweis auf den repressiven Staat öffnet den Fäusten den Weg.

Die Feindbilder sind klar gesetzt: Faschos und Bullen. Beide werden in ihrer repressiven Funktion erkannt und als reale Bedrohung erlebt. Nicht nur in linken Zusammenhängen aktive Menschen, sondern Ausländerinnen, Obdachlose, Punks oder wer auch immer, der zum falschen Zeitpunkt in ihren Aktionsradius gerät, ist bedroht. Faschos schlagen, killen und zünden Häuser an. Die Polizei mißhandelt, foltert und benützt Gesetze. Die Liste der Opfer ist lang und wächst täglich weiter.

Daß da Banden von Mördern durch ein Land voller mörderischer Gesetze streifen, ist also klar. Wenn wir im folgenden die Gegengewalt der Linken kritisieren, möchten wir daher nicht die Existenz der Gewalt bestreiten, der sie sich zu widersetzen glauben, und auch nicht deren täglich spürbare reale Bedrohung, sondern ganz im Gegenteil: Gerade aufgrund dieser Situation, gerade im Angesicht dieser Gewalt halten wir den Weg der Gegengewalt schlicht und einfach für falsch, für kontraproduktiv und für reaktionär.

Der politische Frust

Alte Aktionsformen scheinen an Wirkung zu verlieren: Zu Demos kommt keine, und Flugis will schon gar niemand. Während rund um uns die Regierenden an Katastrophen wie dem MAI oder dem Krieg in Jugoslawien basteln, verhallen unsere Warnungen wirkungslos, unsere Proteste unbeachtet. Daß viele in dieser Situation in politische Frustration verfallen oder – um wenigstens irgendwas zu tun – mit Gewalt reagieren, ist ebenso verständlich wie zu verurteilen. Wie wir im folgenden zeigen werden, ist weder Frust noch Gewalt angebracht, noch würde es uns irgendwie weiterbringen.

Und daß die Lage so trist gar nicht ist, beweisen die erfolgreichen Sitzblockaden gegen die deutschen Atomtransporte, die im Kampf gegen die Atommafia jetzt einmal den vorläufigen Stopp der [Castor>wiiki>Castor_(Kerntechnik)]-Transporte erreicht haben. Viele andere Beispiele scheinen momentan zwar weniger erfolgreich, und doch zeigen – um nur einige zu nennen – die spanischen und türkischen Kriegsdienstverweigerinnen, die englischen „Reclaim the streets“-Aktionen oder die neue soziale Bewegung in Ecuador, daß kreative und kraftvolle gewaltfreie Bewegungen ebenso möglich wie notwendig sind. [3]

Die Wahl der Waffen

Der Weg ist das Ziel. Und zwar gleich doppelt: Zum einen nimmt der Weg meine Aufmerksamkeit in Anspruch. Auf den Weg, den ich mir aussuche, muß ich mich auch einstellen und seinen Erfordernissen gerecht werden. Das heißt, sobald ich Gewalt einsetzen will, muß ich mich auch dafür ausbilden und darin üben. Die Gewalt wird zu einem Faktor der politischen Arbeit, der bald alle anderen überschattet. Berichte von Duellen und Straßenschlachten ersetzen Analyse und Aktion, indem sie erstens notwendige Energie verbrauchen und zusätzlich einfach zu politischen Aktionen hochstilisiert werden.

Zum anderen gewöhne ich mich an die von mir verwendeten Wege. Und wenn ich Gewalt einsetze, gewöhne ich mich daran, Gewalt einzusetzen. „So wie die Selbstorganisation nur durch Selbstorganisation gelernt werden kann, wird die Fähigkeit, mit der Gewalt des Staates fertig zu werden, nur durch massenhafte direkte gewaltfreie Aktionen erworben. Da militärische Kampfformen immer auch eine militärisch-hierarchische Organisationsform bedingen, wenn sie nicht bloße Gesten, sondern wirksam sein wollen, bedeutet die Bürgerkriegskonzeption der Revolution immer die Errichtung eines Apparates, der mit den Zielen der Emanzipationsbewegung regelmäßig in Konflikt gerät und sie vom Ziel der Herrschaftslosigkeit abdrängt. Der Einsatz von Waffengewalt prägt Denken und Verhalten in autoritärer Weise: Vernichtung des Feindes ist das Ziel. Die Gewöhnung daran, sich mit physischer Gewalt durchzusetzen, ist mit Moral und Menschenbild des Anarchismus unvereinbar. Ohne Selbstwiderspruch kann die Taktik der AnarchistInnen deshalb nur die direkte gewaltfreie Aktion sein.“ [4]

Gewalt bei Demos

Ein gutes Beispiel, um die Auswirkungen verfehlter Militanz deutlich zu machen, sind die bereits erwähnten X-tausendmal-quer-Aktionen gegen die Atomtransporte in Deutschland: Da gibt’s einmal die „gewaltfreien Aktionen“ wie Sitzblockaden oder Ankettungen. Die Polizei tut sich da unheimlich schwer, denn erstens macht diese Form der politischen Aktion sichtbar, von wem hier das Unrecht und die Gewalt ausgehen. Zweitens wissen die Verantwortlichen, daß eine Politik, die nur mit Knüppeln und Wasserwerfern gegen „friedliche“ Demonstrantinnen durchgesetzt werden kann, bereits gescheitert ist. Die Hoffnung der Herrschenden (in diesem Fall der Atommafia) sind daher (denn sie verlagern die Auseinandersetzung auf eine Ebene, auf der sich die Staatsgewalt wohl fühlt) die „Gegengewaltigen“. Sie lassen sich provozieren, [5] und dann beweisen sie ihren „Mut“ und ihre Männlichkeit. Sie schmeißen Steine und Mollis, und dann rennen sie. Daß sie damit oft (manchmal sogar hauptsächlich [6] andere Demonstrantinnen treffen, daß sie damit auch der Polizei den unbedingt benötigten Vorwand für hemmungslose Prügelorgien liefern und daß diese Prügel in erster Linie andere Demonstrantinnen treffen (die z.B. weniger schnell laufen können oder wollen, [7] entgeht ihnen in der Begeisterung, mit der dann von solchen „Schlachten“ berichtet wird. Um es noch einmal zu sagen: Solch sinnlose Gewalt legitimiert Polizeieinsätze (zumindest in den Augen der Polizei), verletzt Mitdemonstrantinnen und zerstört die komplette Demo. Alle inhaltlichen Argumente, alle anderen Aktionen und dadurch auch die Auseinandersetzung mit dem Unrecht, gegen das man sich wehren wollte, werden in den Hintergrund gedrängt.

Ein Beispiel: Im Februar 1997 rief die neue soziale Bewegung in Ecuador zu einem landesweiten Generalstreik und Massenprotesten auf. Nach drei Tagen des gewaltfreien Protestes von fast drei Millionen Menschen nahm Präsident Bucaram seinen Hut und verließ das Land. Die Proteste dauerten weiter an. Polizei und Militär verhielten sich ruhig. Bis die ersten Mollis flogen und die Polizei einen Vorwand hatte, ihre Mittel einzusetzen. Wenige Stunden später starb ein 18jähriger an Tränengas und die Demonstrationen lösten sich auf.

Die Herrschenden haben ihr Ziel erreicht, haben ihre Politik durchgesetzt, haben ihre Sprache gesprochen. Der gewaltgeilen Presse werden ein paar spektakuläre Bilder geliefert (erinnert das irgendwie an „Fußballfans“?), die Gesetze werden verschärft, die Polizeibefugnisse erweitert, und die Repression nimmt nicht nur gegenüber „Chaotinnen“, sondern natürlich immer gleich auch gegenüber den Menschen, die sich dem Staat ernsthaft (!) widersetzen, zu. „Solange solch unsolidarisches Demoverhalten wie in Leipzig überwiegt“, analysiert Andy Fa in der Graswurzelrevolution das Verhalten der schlagenden Linken, „wird der antifaschistische Kampf geschwächt, anstatt gestärkt aus den aktuellen Auseinandersetzungen hervorgehen. [...] Militanz wird so zum Selbstzweck antifaschistischer Aktion, die auf unverantwortliche Weise auf dem Rücken anderer ausgetragen wird, die die Zeche bezahlen dürfen. Das ist reaktionär.“ [8]

Vollkommen daneben

Und dann gibt’s da noch eine Strömung, die die latente Gewaltbereitschaft großer Teile der Linken etwas konsequenter verfolgt und zum Ziel an sich erhebt. Das liest sich dann so: „In Wirklichkeit ist die soziale Konfrontation – die nicht von unserem Willen und Zutun abhängig ist – auf weltweiter Ebene bereits wieder in vollem Gange und wird sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten weiter zuspitzen. Angesichts dieses Szenarios wollen wir unsere Kräfte nicht in einer zum Scheitern verurteilten Appeasement-Politik vergeuden, sondern diese unvermeidlichen Konflikte dazu nutzen, das Übel der sozialen Ungleichheit an der Wurzel auszureißen. Wir haben uns den Wächter dieses Systems, die imperialistische Staatengemeinschaft, als Feind auserkoren, nicht um sie im Zaum zu halten — das kann eine wichtige Folge des Kampfes sein —, sondern ihr endgültig den Garaus zu machen. Darum sind wir Antiimperialisten und Sozialrevolutionäre, die diesen Staat mit seinen eigenen Mitteln, der bewaffneten Gewalt, zerstören wollen.“ [9]

Da haben wir also alles, was bereits kritisiert wurde, auf einem Haufen: Man fühlt sich als Opfer, über das die „soziale Konfrontation“ einfach hereingebrochen ist, obwohl man nur zwei Sätze später schon wieder stolz darauf ist, sich „den Feind auserkoren“ zu haben. Gewaltfreie Aktion wird bespottet und als „Appeasement“ verhöhnt, um im gleichen Zug zu behaupten, der bewaffnete Kampf würde „das Übel an der Wurzel ausreißen“. Ist das das alte leninistische Dogma, das da die Augen vor der Geschichte verschließt, um so zu tun, als hätte Waffengewalt schon jemals irgendein Übel an der Wurzel bekämpft? Glaubt da wirklich irgend jemand, eine solidarische, freie, selbstverantwortliche Gesellschaft über paramilitärische Aktionen in hierarchischen Strukturen erreichen zu können? Und woher kommt der Größenwahn zu glauben, daß einer auch nur annähernd die Mittel des Staates zur Verfügung stünden? [10]

„Als integraler Bestandteil der Anti-Nato-Bewegung fordern wir um der Einheit willen ein Minimalprogramm, auf dem sich alle kampfbereiten Fraktionen der Linken treffen können. Das abzuschlagen wäre eine Verweigerung der Zusammenarbeit eurerseits.“ So geht’s dann weiter im Text, und hier taucht wieder auf, was den Gewaltfreien so gerne zum Vorwurf gemacht wird: die Verweigerung der Solidarität. Da machen die Schlagenden eine kraftvolle Demo zu einer schwachsinnigen Straßenschlacht, da schmeißt mir ein Superheld von hinten einen Stein auf den Kopf, da drischt mich ein wütend gewordener Polizist, ich werde (weil ich nicht weggerannt bin) wegen Körperverletzung und Landfriedensbruch angeklagt — und dann kommen die Schlagenden wieder (wenn die Repression zufälligerweise auch einen von ihnen betrifft) und fordern Solidarität!?

„Diese männliche Mythologisierung sollte hinterfragt werden“, schreibt Abasletat in der neuen Libertad o Muerte, „denn auch sie basiert auf patriarchalen Geschlechts- und Gesellschaftsrollen. Der Mann als der kämpfende Aktivist, der vor nichts Angst hat und dem Tod (bzw. der Polizei), ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, in die Augen schauen kann. [...] Es gibt genügend Leute in unseren Reihen, die ohne weiteres auch bei irgendwelchen ach so unpolitischen Hooligans mitprügeln könnten. Sie verstecken sich hinter ihrem antifaschistischen Schutzschild, sind zutiefst sexistisch und zielen einzig und allein auf gewalttätige Ausschreitungen ab, durch welche sie ihren Status in der Gruppe bestätigen und erhöhen können. Antifaschismus schließt gleichzeitig auch immer Antisexismus mit ein. Wer sich selbst als antifaschistisch bezeichnet und nichtsdestotrotz zutiefst patriarchale und sexistische Denkmuster vertritt, hat in unseren Reihen nichts zu suchen!“ [11]

Sonst passiert es allzu leicht, daß sich Ereignisse wie vor wenigen Wochen in Innsbruck wiederholen: Da gibt es jemand im Umfeld der Antifa, der von seinen eigenen Freundinnen als „politischer Trottel und Sexist“ bezeichnet wird. Aufgrund persönlicher Streitigkeiten und nach ausgiebigem Alkoholkonsum schlägt der einen Typen, den er als „Fascho“ bezeichnet, mit einer Bierflasche nieder, drischt ihn noch einmal in einem offiziellen „Duell“, beschimpft später einen vorbeiradelnden Polizisten und wird nach einer Rangelei mit eben diesem kurzfristig festgenommen. Am folgenden Tag wird dieser Mensch von der versammelten Gruppe völlig unkritisch zum hochpolitischen Widerstandskämpfer erklärt, der „unsere Solidarität“ verdient. Und ein ganzer Tag vergeht damit, daß daran gezweifelt wird, ob politische Solidarität mit uns noch möglich ist, weil wir sagen, ein Polizist ist auch ein Mensch, und wir finden es eigentlich nicht super, ihn zu beschimpfen. Politische Aktion ist für uns was anderes. Und wir stehen dazu, daß wir – so notwendig Solidarität mit Opfern der staatlichen Repression auch ist – unsere Zeit nicht damit verbringen möchten, uns in ständiger „Solidarität“ [12] mit irgendwelchen Typen, die um sich schlagen und Leute beschimpfen, darum zu kümmern, was denn jetzt mit ihnen geschieht.

Emanzipation!

Natürlich: Gewalt als letztes Mittel der Selbstverteidigung kann in manchen Situationen gerechtfertigt sein. So wie die Zapatistas in Chiapas sollten wir damit aber sehr vorsichtig umgehen und die reaktionäre Tendenz jeder (!) Gewalt aufmerksam beobachten. Statt in solche Abgründe zurückzufallen, sollte sich die politische Linke lieber auf das besinnen, was ihre Stärke ausmachen könnte, sich konsequent und kreativ gegen Mißstände zur Wehr setzen und – das halte ich zumindest persönlich für wichtig – für sich und zusammen mit anderen nach neuen Wegen und Formen des Zusammenlebens suchen und eigene Bereiche schaffen, in denen Staat, Patriarchat, Militarismus und Umweltzerstörung keinen Platz haben. Gewalt ist autoritär – emanzipiert euch!

[1Als Beispiel für Schandls Argumentationsstil erinnern wir nochmals an die „emanzipatorische“ Gewalt der Alliierten. Schandl schreibt weiter: „Wer gegen diese Gewalt gewesen ist, der war objektiv für die Nazis.“ Soll das eine historische Tatsache sein, oder will er damit grundsätzlich behaupten, daß jede Kritikerin an „linker“ Gewalt „objektiv“ für die Rechten eintritt!?

[2Als schlagende Linke bezeichnen wir all jene, die (irgendwie in „linke“ Zusammenhänge eingebunden) latent oder manifest gewaltbereit auftreten. Die Abgrenzung erfolgt in diesem Fall gegenüber den gewaltfreien Graswurzelaktivistinnen. Pseudokritischer SPÖ- oder Kirchennachwuchs bildet natürlich eine weitere Gruppe, von der aber weiter nicht die Rede sein wird.

[3Auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind — z.B. finde ich, daß sich gewaltfreie und militante Aktionen sogar in den meisten Fällen gegenseitig ausschließen: Wer an einer ausführlichen Analyse, weiteren Ansätzen und einer wirklich gelungenen Reflexion über den Stand der autonomen Bewegung interessiert ist, dem sei der Artikel „Wacht auf AnarchistInnen dieser Erde ...“ in der Nummer 7 vom Sommer ’98 der Libertad o Muerte (LOM) unbedingt empfohlen. Erhältlich um öS 20,— in den diversen Infoläden und unter: LOM postlagernd, 6024 Innsbruck.

[4Aus: graswurzelrevolution, Thesen über Staatlichkeit und Anarchie heute; zuletzt abgedruckt in: friedolins befreiung 2/98.

[5Daß viele Demos erst durch verdeckte Provokateure im Dienst der Staatsgewalt zu Straßenschlachten eskalieren (oder verkommen), ist keine Frage. Wir erkennen:

  1. Die Herrschenden kennen keinerlei Skrupel, wenn es darum geht, ihre Macht zu behaupten.
  2. Die Eskalation von Demos zu gewalttätigen Auseinandersetzungen entspricht dem Konzept und der Staatsgewalt und stabilisiert das System, wo es ansonsten bedroht werden könnte.
  3. Auf eine solche Provokation einzusteigen, anstatt sie zu unterbinden, entspricht damit genau dem Interesse der Mächtigen, hat mit unserem Anliegen (ernsthafter politischer Protest) aber gar nichts mehr zu tun.

[6Siehe dazu z.B. verschiedenste Demoberichte in der graswurzelrevolution der vergangenen Jahre.

[7Weil sie ja eigentlich nicht zur Demo gekommen sind, um wegzurennen.

[8Aus: Andy Fa, „Wir halten für euch die Köpfe hin“. Über unsolidarisches Demoverhalten der militanten Antifa am Beispiel Leipzig; in: graswurzelrevolution nr. 230/98.

[9Aus: Alfred Klein, Kräfte sammeln gegen die NATO — aber wie? Offener Brief der RKL an die ARGE für Wehrdienstverweigerung Wien; veröffentlicht in: akin nr. 25/98.

[10Aber wer sich einreden läßt, der Dienst beim österreichischen Militär bilde für den antiimperialistischen bewaffneten Kampf aus, glaubt wohl so einiges an Schwachsinn. So bastelt man weiter an der politischen Elite, die dann – nach der Revolution – die Führung der Massen in die Hand nehmen kann. Wir lehnen so was natürlich ab: Für den Emanzipationsprozeß bringt das nicht mehr als das Ritual einer formaldemokratischen Wahl, in der irgendwelche Herrschaftseliten ausgetauscht werden.

[11„Wacht auf AnarchistInnen dieser Erde ...“, in: Libertad o Muerte Nr. 7 / 98.

[12Vor allem bezeichnend erscheint uns, daß sich diese Solidarität auf einen (natürlich ergebnislosen) mitternächtlichen Anruf beim Journaldienst der Polizei beschränkte und am nächsten Tag sich niemand mehr Gedanken über den Verbleib unseres Superhelden zu machen schien.

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