Streifzüge, Heft 76
Juli
2019

Wer spielt wen nieder?

Es war ein ungleicher Kampf. Wenngleich mit schlechtem Ausgang für mich und nicht für ihn. Für gewöhnlich spielten die Youngsters in den Siebzigerjahren ihre Eltern nieder. Man drehte die Steroanlange auf und ärgerte die Alten. Bei mir hat das leider nicht funktioniert. Bei dem seltsamen Machtspiel: „Wer hat die meisten Watt?“, ward ich heillos unterlegen. Der Lärmaustausch endete mitunter in einer schmählichen Niederlage. Meine Pubertät konnte das zwar nicht aufhalten, aber durcheinandergebracht hat es mich schon.

Nicht dass ich meine Gerätschaft (bei mir war der Plattenspieler nicht Stereo, sondern Mono, detto der Kassettenrecorder) nicht aufdrehte, was das Zeug hergab – aber das Zeug gab nicht viel her. Mein Vater hingegen schaltete seine Apparate ein und spielte mich einfach an die Wand. Er war nämlich jahrzehntelang Mitglied diverser ländlicher Musikkapellen gewesen und so schwer bewaffnet. Souverän erledigte er mit seinen kräftigen Verstärkern und riesigen Boxen mein Aufbegehren.

„Smoke on the water“ ging unter im Schmalz von „Rehbraune Augen hat mein Schatz“. Viele dieser Schlager konnte ich durch die beharrliche väterliche Zwangsbeschallung sogar auswendig. Noch heute lärmen sie in meinen Ohren.

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